stirbt wie ein großer Luxusliner, welcher zu weit vom Kurs geriet und sich an einem Eisberg die Längsseite aufgerissen hat: Erst neigt er sich langsam zur Seite, das Wasser dringt mit aller Gewalt in die Bilge und den Maschinenraum ein, die Maschinisten kämpfen einsam um ihr Leben. Während oben in den Salons noch unbeschwert gefeiert, gelacht, getanzt und dem Champagner gefrönt wird.
SaveOurSouls wird gesendet, doch niemand will es hören.
Irgendwann kippt die amour fou, erst langsam, dann immer schneller. Der Schrecken steht nun auf allen Gesichtern, nein, nicht auf allen, einige können es immer noch nicht glauben und feiern lachend weiter, den Schmerz und die Angst der Seeleute und der anderen Passagiere verspottend. Das Schiff kränkt, erbebt, kränkt immer mehr. Die Kessel explodieren und das gibt der amour fou den Todesstoss: Das vernichtende, eiskalte Wasser erobert sich wie ein Tsunami das ganze Schiff, das Heck neigt sich steil in die Höhe, während der Bug immer schneller die Tiefe sucht. Und wenn dann die amour fou gänzlich unter die Wellen rauscht, dem alles vernichtenden zunehmenden Druck des Abyss ausgeliefert, verstummt das Gramophon und schreit die amour fou mit dem unerträglichen Kreischen von leidendem Stahl, welches meilenweit schmerzhaft zu hören ist. In Mark und Bein unerträglich peint. Und bricht schließlich auseinander.
Ach ja: Eine amour fou hat kein Rettungsboot an Bord.
Wie wunderbar Du das beschreibst!
Wie schmerzhaft es ist.
Und wie schön trotz allem.
Schön aus der Dankbarkeit heraus, es erlebt zu haben.
Fou – completement!
Im Grunde eine Parabel, die leider sehr bildhaft eine sehr schmerzliche Erfahrung beschreibt. Ab und an befinden sich trotz das ein oder andere Schiff in der Nähe, welches einen aus dem kalten Wasser rettet.
WoW…einfach nur wow…wunderschön geschrieben
Ich spüre den Schmerz, und ein Bild über die Intensität der Zeit vor diesem Abgesang fällt mir nicht schwer. Ich erinnere mich gerade an meine wenigen Bilder aus dem letztem Dezember dazu.
Love&Respect,
J.
Ist denn nicht jede Liebe in der Erinnerung eine amour fou?
Bei jedem weiteren lesen wird der Schmerz spürbarer. Schön traurig. Und doch will man es nicht missen.
Und bei nächsten mal steigt man (trotz besseren Wissens) wieder auf ein Schiff…
Nein, Elidea,nicht jede Liebe ist in der Erinnerung eine amour fou.
Aber bei allem weiteren hast Du schlicht und einfach recht…
J., ja…
Sascha, noch kann ich keines im Nebel der Nacht entdecken. Aber wir werden sehen, noch sind auch nicht die Kessel explodiert, aber das Zittern des Rumpfes ist eigentlich schon unerträglich…
WildeOrchidee, Dank Dir für Deine Empathie.
Um die Amour fou noch greifbarer zu machen, hier ein Text:
Amour fou – Liebe und Besessenheit
Nicht erst seit der Erfindung des Kinos steht das Thema Liebe im Mittelpunkt der künstlerischen Auseinandersetzung. Literatur, Theater und bildende Kunst loten seit der Antike, zunächst noch in Gestalt tobender Götter, die Untiefen von Liebesbeziehungen aus, schildern Leidenschaften und Begierden, die jenseits überkommener Moralvorstellungen ganz sich selbst gehorchen und in ihrem Absolutheitsanspruch nichts anderes neben sich gelten lassen. Bei Cicero etwa ist die Rede vom „furor amoris“, von der Liebe und ihrer gewaltigen Kraft jenseits der Vernunft.
Für den Philosophen und Anthropologen Georges Bataille bestehen Leidenschaft und sexuelles Begehren gerade in der Überschreitung der Vernunft und in der Nähe zum Animalischen. So ist es kein Wunder, dass gerade die „amour fou“ als extreme Form der Liebe einerseits von Ekstase und rauschhafter Entzückung, aber auch von Hörigkeit, Unterwerfung, Selbstauslöschung und Todesnähe geprägt ist.
Die Darstellung der unbändigen Leidenschaft, die sich jenseits der Rationalität allen Reglementierungen entzieht, schlägt in Bann. Ihre Tragik oder Unerfüllbarkeit angesichts aller Widerstände bewegt die Gemüter nur umso mehr, denn gerade durch ihr Scheitern bleibt sie absolut und wird nicht durch die Kompromisse des Alltags „entweiht“.
Mitfühlend sende ich dir Grüße aus dem Exil, und ja, ich kann es nachvollziehen, meine Titanic ist seit einem halben Jahr gesunken, er kam mit meiner Art zu lieben nicht zurecht.
Und wie Elidea schreibt…und irgendwann begibt man/frau sich wider besseren Wissens auf das nächste Schiff….und die schönen Erinnerungen trösten ungemein…
Hallo…
du hast mich schon oft zum lachen, zum staunen, zum Luft anhalten, und auch zum nachdenken gebracht…
zum weinen bis gerade eben noch nie.
ich werde mir ein beispiel nehmen an dir und deinen Worten, und versuchen anzufangen, meinen eigenen Schmerz in Worte zu packen, ihm ein Kleid zu geben, um ihn dann irgendwann loszulassen…
ich wünsch dir kraft und alles liebe…
gerd, du vögelst, liebst, erlebst nicht anders oder intensiver als andere. du stilisiert das, was du vögelst, liebst oder erlebst nur zu etwas besonderem. manchmal entgegen der realität, wie man an deinen erlebnissen mit S. nur zu gut erkennen kann. wach auf.
Wer bist Du, dass Du Dir (gar noch anonym, aber meinen Namen nutzend!) anmaßt zu wissen, was und wie ICH fühle!?
Verpiss Dich mal besser, so ein %$§“$“§$ wie Dich kann ich grad überhaupt nicht brauchen…
Man könnte auch fragen, wieso du dir anmaßt anders zu fühlen als andere. Wieso sollte deine Liebe anders sein als die anderer Leute? Auch in meinen Augen findest du nur schönere Worte dafür als der 08/15-Autor.
Das da oben stammt nicht von mir, aber ich würde unterschreiben.
Dennoch alles gute.
Ich maße mir nicht an, zu wissen wie andere fühlen, inbonds, ob nun gleich oder anders – denn das setzte eine hundertprozentige Empathie voraus die kein Mensch haben kann.
Ich weiss nur, was ich fühle, denke und empfinde. Und das bringe ich zum Ausdruck.