Intimrasur – Schönheit unter der Gürtellinie

Entnommen aus »Die Zeit Online« – Danke Claudia!

Von Josephina Maier und Achim Wüsthof

Die Schamhaare zu rasieren gehört zum modischen Diktat, dem sich inzwischen eine Mehrheit unterwirft. Auch Intimchirurgie ist kein Tabu. Ein nicht ungefährlicher Trend und seine Ursachen

Julia will nicht mehr ins Schwimmbad. Es ist Hochsommer, ihre Schulfreundinnen warten mit den Badesachen, aber die 13-Jährige hat sich auf ihr Hochbett verkrochen und weint. Die ratlose Mutter wird aus dem Zimmer geschickt. Die große Schwester muss lange nachfragen, bis sie erfährt: Julia wachsen Schamhaare. Auf gar keinen Fall will die Gymnasiastin im Bikini in die Öffentlichkeit – ihre Freunde könnten ja etwas bemerken. Denn Schamhaare sind zu etwas geworden, wofür man sich schämt. Und wer sich wie Julia im Intimbereich (noch) nicht rasiert, glaubt, er gelte als vorgestrig und unhygienisch.

Die Verwirrung der 13-Jährigen ist die Folge eines massiven Wandels des Körperideals. Der Intimbereich wird zum Gegenstand modischer Gestaltung. »Erstmals entwickelt sich eine allgemeingültige, für weite Schichten der Bevölkerung verbindliche Intimästhetik«, stellt der Leipziger Medizinsoziologe Elmar Brähler fest. »Eine bis dato primär zur Privatsphäre zählende Körperzone – die Schamregion – unterliegt fortan einem Gestaltungsimperativ.« Das macht nicht bei den Mitteln der Kosmetik halt. Ärzte, Psychologen und Pädagogen beobachten: Ist die Scham erst freigelegt, folgt im Extremfall die kosmetische Chirurgie.

Bei jüngeren Menschen ist die enthaarte Schamzone längst ein Massenphänomen. Mit harten Zahlen untermauert diesen Trend eine Studie, die Brähler am Montag kommender Woche vorstellen wird. Der Leiter der Abteilung für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie des Universitätsklinikums Leipzig hat eine bundesweite repräsentative Befragung junger Erwachsener durchgeführt. Darin bekannte sich rund die Hälfte der Frauen im Alter von 18 bis 25 Jahren zur Intimrasur, ein etwas geringerer Anteil unter den Männern ebenso. Dass es in ausgewählten Milieus noch deutlich mehr sein können, zeigten die Antworten einer Studentengruppe im vergangenen Jahr. Damals gaben 88 Prozent der befragten Frauen (und 67 Prozent der Männer) an, sich regelmäßig im Intimbereich zu rasieren. Nackte in Medien und Werbung oder knappe Badebekleidung, aber auch die zunehmende Akzeptanz von Pornofilmen – diese Gründe nennt Brähler für seinen Befund, dass der Intimbereich zum Thema für die Mode geworden ist.

Zeichen dieses Trends gibt es in jeder Innenstadt: Waxing-Studios, die für 25 Euro eine Komplettenthaarung der Intimzone anbieten, gehören in Hamburg inzwischen genauso zum Stadtbild wie in Berlin oder Dresden. Begriffe wie »Brazilian Hollywood Cut« (eine Komplettentfernung der Schambehaarung) oder »Brazilian Landing Strip« (eine Intimfrisur, bei der nur ein schmaler Streifen auf dem Schambein stehen bleibt) sind ebenso Teil des Vokabulars junger Erwachsener wie früher die »Vokuhila«-Frisur (vorne kurz, hinten lang) für das Schopfhaar. Wirtschaftliche Profiteure dieses Trends wie die Hersteller von Rasierapparaten befeuern den Gestaltungswillen ihrer Kundschaft mit Werbung und Zahlen aus der Marktforschung, die den Eindruck hinterlassen: Wer nicht entfernt, schneidet oder trimmt, gehört längst zur Minderheit.

Man kann die Enttabuisierung der letzten Schamzone als Ausdruck unverkrampfter Körperlichkeit feiern. Doch die vermeintliche Befreiung kann auch Selbstzweifel wecken. Nach einer Voll- oder Teilrasur im Intimbereich entwickeln gerade – aber nicht nur – Frauen einen kritischen Blick auf ihre Genitalien. Manche machen bei der unzufriedenen Selbstbetrachtung nicht halt. »Die neue Sichtbarkeit der äußeren weiblichen Genitalien führt dazu, dass sich auch hier Schönheitsnormen herausbilden«, sagt Brähler. Seine ehemalige Mitarbeiterin Aglaja Stirn ergänzt: »Immer mehr Frauen interessieren sich für die Option, im Intimbereich Korrekturen durch chirurgische Eingriffe vornehmen zu lassen.«

Konkrete Zahlen sind bislang selten und episodisch. Das Deutsche Ärzteblatt zitierte unlängst eine Studie, die 1000 Schamlippenstraffungen im Jahr 2005 angab. In den USA geht man von einer Steigerung der kosmetischen Genitaloperationen um jährlich 30 Prozent aus. Beides sind grobe Schätzungen. Dass es allerdings bei vielen Frauen einen Problemdruck gibt, belegte die Befragung »International Vaginal Dialogue«, die belgische, deutsche und italienische Mediziner vor drei Jahren im Fachmagazin Contraception veröffentlichten. 9441 Frauen im Alter zwischen 18 und 44 Jahren aus 13 Ländern wurden dafür interviewt. Von ihnen äußerten 61 Prozent Bedenken bezüglich des Aussehens und 47 Prozent wegen der Größe der eigenen Vagina. Natürlich wendet sich nicht jede dermaßen Verunsicherte tatsächlich an einen plastischen Chirurgen. Dennoch spricht die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) davon, dass sich die Anfragen ebenso wie die Zahl der Genitaloperationen »drastisch erhöht« haben.

Medizinische Komplikationen im Einzelfall sind dabei nur eine Seite des Phänomens. Dass durch den Blick unter die eigene Gürtellinie insgesamt ein gesellschaftlicher Druck entsteht, der bisher unbekannt war, ist vermutlich die viel weitreichendere Folge. Kritisch wird es insbesondere, wenn die neuen Schönheitsnormen für den Intimbereich schon von jenen verinnerlicht werden, die gerade erst anfangen, ihren Körper zu entdecken. Ist doch in der Pubertät die Verunsicherung über die eigene Sexualität unvermeidlich, die Empfänglichkeit für Vorbilder und vermeintliche Ideale groß.

»Es gibt kaum etwas Härteres als das Urteil der Gleichaltrigen«

»Ein glatt rasierter Unterleib ist bei Jugendlichen längst Mainstream«, stellt der Sexualpädagoge Sven Vöth von pro familia in Hamburg fest. »Wenn ich in meinen Beratungsgesprächen mit Jungs darüber spreche, dass es auch unrasierte Frauen gibt, sagen die: Igitt, das ist ja ekelhaft.« Und in den Mädchengruppen, so erzählt Vöth, bekämen seine Kolleginnen häufig zu hören: »Schamhaare muss man wegmachen.« Dass sich bereits 13-Jährige schämen, unrasiert ins Schwimmbad zu gehen, kann Vöth gut verstehen. »Es gibt in diesem Alter nun einmal kaum etwas Härteres als das Urteil der Gleichaltrigen«, sagt der Sexualpädagoge. »Selbst wenn jemand den Sinn der Intimrasur infrage stellt, dürfte der Gruppendruck praktisch jeden dazu bringen, sich trotzdem zu enthaaren.«

Das Selbstwertgefühl von Jugendlichen, erklärt Vöth, sei naturgemäß noch nicht sehr stabil – sie seien deshalb auf Rituale angewiesen, um ihre Identität zu festigen. Genau wie bei Markenkleidung sei es auch im Falle der Intimrasur wichtig, zur Gruppe zu gehören. »Im Alter von zwölf oder dreizehn Jahren müssen sich die Kids einfach orientieren«, sagt der Sexualpädagoge. »Dafür greifen sie hauptsächlich auf zwei Quellen zurück: auf Gleichaltrige und auf die Bilder, die sie in Zeitschriften oder Filmen sehen.«

Wer wissen will, woher die Jugendlichen ihre Überzeugungen haben, muss nur eine Ausgabe der Zeitschrift Bravo durchblättern. In der Rubrik Bodycheck , in der Nacktfotos von Lesern veröffentlicht werden, sind normal behaarte Jungs und Mädchen inzwischen die Ausnahme. Tatsächlich ergab eine Umfrage der Bravo unter ihren Lesern, dass 65 Prozent der weiblichen Teenager regelmäßig ihre Schamhaare rasieren, bei den Jungen sind es 42 Prozent. Auch entsprechende Äußerungen von Stars und Vorbildern stoßen bei Jugendlichen auf offene Ohren. So hat etwa die Schwimmerin Franziska van Almsick öffentlich kundgetan, sie finde Körperbehaarung generell unhygienisch. Und Victoria Beckham, die Gattin des englischen Fußballidols, forderte gar in einem Zeitungsinterview, für Frauen ab 18 sollte eine Intimrasur Pflicht sein.

Ärzte und Sexualberater erleben, dass sich nicht nur Jugendliche von so etwas beeinflussen lassen. »Gerade Frauen mit einem schwachen Selbstwertgefühl sind für medialen Druck empfänglich«, sagt Ulrike Brandenburg, Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Sexualforschung. »Viele lassen sich dazu verleiten, ihren Körper zu verändern – nur um mehr Akzeptanz zu erfahren.« Und das Repertoire der plastischen Chirurgie hält schließlich fast für jede etwas bereit: Schamlippenverkleinerung oder -vergrößerung, Absaugen des Fetts am Schamhügel, Reduzierung der Klitorisvorhaut, Kollagenspritzen unter den G-Punkt oder gleich eine Scheidenverengung. Männern werden operative Penisverlängerungen angeboten.

Eines der größten Unternehmen, das sich auf »plastische und wiederherstellende Chirurgie im weiblichen Schambereich« spezialisiert hat, ist die Münchner Privatpraxis Sensualmedics (Motto: »Für neue Höhepunkte in Ihrem Leben«). Sensualmedics führt nach eigenen Angaben derzeit jährlich bereits 600 »intimchirurgische« Eingriffe durch und berichtet von Zuwachsraten von 30 Prozent pro Jahr. Am häufigsten steht in München die Schamlippenverkleinerung auf dem Programm (zwischen 1700 und 3000 Euro). Dabei, so behaupten die Ärzte, gehe es nicht in erster Linie um ein besseres Aussehen, vielmehr sollten Beschwerden kuriert und das sexuelle Empfinden soll verbessert werden. Andere Praxen werben im Internet damit, die Intim-OPs führten zu mehr »Selbstsicherheit, Zufriedenheit und Lebensglück«.

Der Fall von Sandra T. zeigt allerdings, dass eine solche Genitaloperation auch das Gegenteil bewirken kann. Die Studentin schämte sich seit ihrer Jugend für ihre ausgeprägten Schamlippen. Sie trug deshalb jahrelang keine Bikinis oder engen Jeans und traute sich lange nicht einmal, ihr Problem beim Frauenarzt anzusprechen. Als sie dann schließlich doch Mut fasste und sich gegenüber einer Vertretungsärztin über ihre »überdimensional großen Lappen« beklagte, bekam sie postwendend eine Überweisung zu einem Spezialisten.

Leider hatte Sandra T. mit diesem »Spezialisten« Pech. Die Ärzte, denen sie sich anvertraute, hatten wenig Erfahrung mit der Intimchirurgie. Der Eingriff misslang. Als sie aus der Narkose erwachte, hatte die junge Frau keine verkleinerten, sondern zerstückelte und durchlöcherte Labien. Eine zweite Operation folgte, die das Schlimmste korrigieren sollte, doch wirklich glücklich wurde Sandra T. auch nach diesem Eingriff nicht.

Derzeit wartet sie auf eine weitere plastische Operation und hofft, dass diesmal alles besser wird. Ihren bisherigen Leidensbericht hat sie allerdings schon einmal an die medizinische Fachzeitschrift Frauenheilkunde aktuell geschickt und dazu geschrieben: »Ich würde mich sehr freuen, wenn ich helfen kann, dass mein Fall sich nicht so oft wiederholen wird.«

In Kliniken, die sich auf die vaginale Schönheitschirurgie spezialisiert haben, werden die Risiken naturgemäß häufig heruntergespielt. Die Angst vor Komplikationen könnte sich schließlich geschäftsschädigend auswirken. Auf der Homepage von Sensualmedics etwa erfahren potenzielle Kundinnen lediglich, dass die »unmittelbaren Folgen der Schamlippenverkleinerung im Alltag nur eine vorübergehende Beeinträchtigung darstellen. Nach wenigen Tagen sind die leichten anfänglichen Schmerzen verschwunden, auch die postoperative Schwellung ist fast ganz abgeklungen.«

Dabei kann es durchaus zu Komplikationen kommen. Vor allem Narben und Verwachsungen sind in diesem sensiblen Bereich problematisch – etwa später bei der Geburt eines Kindes. »Wir haben schon Patientinnen mit chronischen Schmerzen nach einer solchen Operation gesehen; auch Nervenschädigungen sind möglich«, sagt Daniel Fink, Chefarzt der Klinik für Gynäkologie am Universitätsspital Zürich. Taubheitsgefühle und damit verbundene sexuelle Funktionsstörungen könnten die Folge sein. Deshalb findet Fink, dass Operationen an den Genitalien auf echte medizinische Indikationen beschränkt bleiben sollten, zum Entfernen eines Tumors, bei Fehlbildungen oder Verletzungen. Die Fachgesellschaft der nordamerikanischen Frauenärzte warnte 2007 vor ästhetischen Eingriffen im Genitalbereich, da es keine soliden wissenschaftlichen Daten über deren Effektivität und Sicherheit gebe. Ihr deutsches Pendant, die DGGG, bereitet gerade eine »Stellungnahme zur Intimchirurgie« vor. In einem Entwurf, welcher der ZEIT vorliegt, befürworten die Gynäkologenvertreter Eingriffe nur im begründeten Einzelfall. Gleichzeitig warnen sie vor Komplikationen und Risiken, ebenso bemängeln sie fehlende Daten zu medizinischen und psychosozialen Folgen. Bislang gebe es nicht einmal verbindliche Ausbildungscurricula.

Dennoch steigt die Nachfrage nach Intim-OPs. »Viele Menschen hoffen, dass sich ihre sexuellen und seelischen Probleme einfach wegoperieren lassen und dann das große Glück beginnt«, sagt die Psychotherapeutin Ada Borkenhagen, die mit Elmar Brähler an der Universität Leipzig zusammenarbeitet. Der Erwartungsdruck etwa, beim Sex stets einen Orgasmus zu erreichen, sei in unserer Gesellschaft sehr hoch, sagt Borkenhagen. Wenn das nicht funktioniere, würden oft die Genitalien dafür verantwortlich gemacht.

In der Regel ist das ein Trugschluss. Die Beschaffenheit der Geschlechtsorgane hat mit der Qualität des sexuellen Empfindens in den meisten Fällen gar nichts zu tun (ebenso wenig übrigens wie die Penisgröße mit Erektionsstörungen oder vorzeitigem Samenerguss). Auch die Behauptung von Intimchirurgen, das Einspritzen von Kollagen in die Region des G-Punktes steigere die Orgasmusfähigkeit, ist nach Auffassung der Sexualforscherin Ulrike Brandenburg »regelrecht absurd«. Es sei ja nicht einmal die Existenz dieses Punktes bewiesen.

»Wenn ein psychischer Leidensdruck körperlich behandelt wird, geht das meistens schief«, sagt auch Heribert Kentenich, Gynäkologie-Chefarzt der DRK-Klinik Berlin-Westend. Seiner Meinung nach sind Komplikationen nach Genitaloperationen zwar selten, dennoch ist er beunruhigt. Anstatt schnell das Skalpell zu zücken, müssten die Ärzte viel deutlicher die Motivation für eine Operation überprüfen, fordert Kentenich. Gerade Teenager ließen sich schnell verunsichern, wenn ihre Genitalien nicht einer angenommenen Norm entsprächen; ältere Frauen triebe häufig der Wunsch nach mädchenhaft aussehenden Genitalien – beides müsse man hinterfragen.

Frauen, die aussehen wollen wie Mädchen, und Mädchen, die zwischen den Beinen aussehen wie Kinder, provozieren Kritik. In der feministischen Zeitschrift Emma bezeichnete die Politikwissenschaftlerin und Philosophin Regula Stämpfli die enthaarten Schamlippen im letzten Jahr als »Kindermösen«. Danach sah sie sich massiven Anfeindungen ausgesetzt. Doch Stämpfli bleibt bei ihrer Meinung: »Schamhaare sind mit Frisuren vergleichbar. Es gibt glatte, lockige, schwarze, blonde, kurze und lange Haarprachten. Wenn sich jetzt alle rasieren, werden mögliche Differenzen beseitigt«, sagt die Buchautorin. »Zwischen den Beinen sehen dann alle gleich aus, und die Intimoperationen sind nur noch ein weiterer Schritt in eine ähnliche Richtung. Der Mensch wird uniform.«

Intimrasur – Infantilisierung oder Emanzipation der Sexualität?

Der Leipziger Medizinsoziologe Elmar Brähler hat sich ebenfalls mit Erklärungen für den Trend zu Intimrasuren und -chirurgie beschäftigt. Für ihn gibt es zwei widersprechende Theorien: Da wäre auf der einen Seite in der Tat ein Hang zur »Infantilisierung« der Frauen. »Durch die umfängliche Rasur wird sexuelle Unreife und damit Ungefährlichkeit signalisiert. Die Frau macht sich durch Epilation zu einem verletzlichen, unbedrohlichen Kind«, schreibt Brähler in einem gemeinsam mit Borkenhagen verfassten Aufsatz über Die nackte Scham, erschienen im Themenheft Intimmodifikationen (Psychosozial-Verlag, 2008). Doch daneben gebe es noch eine zweite Erklärung, den »visuellen Ansatz«, dem zufolge die Haarentfernung im Genitalbereich als Zeichen gesteigerter weiblicher Emanzipation begriffen werden könne. Durch die Intimrasur werde das weibliche Genital sichtbar, die Frau zeige sich aktiver und werde sich dadurch ihrer eigenen Sexualität bewusster.

Welcher Erklärungsansatz eher zutreffe, hänge dabei immer vom Einzelfall ab, meinen Brähler und Borkenhagen. Genauso wie eine Schamhaarepilation für manche Frauen eine Infantilisierung und unbewusste Sexualabwehr bedeuten möge, könne sie für andere eine Demonstration ihres weiblichen Selbstbewusstseins sein. Für 13-Jährige, die ihren Vorbildern in Magazinen und Filmen nacheifern, dürfte allerdings weder die eine noch die andere Motivation eine große Rolle spielen. Und natürlich kann sich auch diese Mode, wie alle Moden, alsbald wieder ändern.

Schließlich ist es nicht das erste Mal in der Menschheitsgeschichte, dass Genitalien unverhüllt zur Schau gestellt werden. Auch auf altägyptischen Grabmalereien oder antiken griechischen Vasen sind bereits Frauen mit depilierter Scham zu sehen, und selbst in der mitteleuropäischen Kultur war es wiederholt Mode, die Schambehaarung zu entfernen – mal aus religiösen Motiven (wie im Mittelalter), mal eher aus ästhetischen Gründen (wie im 18. Jahrhundert). Damals sollte die mädchenhaft glatte Scham Jungfräulichkeit, Jugendlichkeit und Hingabebereitschaft symbolisieren. In der Nazizeit galt dann umgekehrt wieder das naturbelassene Schamhaar als Ideal »natürlicher Schönheit« – bis mit der Liberalisierung in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts mit immer knapperen Bikinis und freizügigeren Filmen die Nacktheit wieder Trumpf wurde.

Medizinsoziologe Brähler prognostiziert daher: »Über kurz oder lang wird sich die aktuelle Mode der Teil- und Vollintimrasur verändern.« Doch während Haare wieder wachsen, ist eine Operation endgültig.

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41 Gedanken zu “Intimrasur – Schönheit unter der Gürtellinie

  1. Intimchirurgie. Welch Albtraum.

    Mein Genitalbereich ist mein Bereich, absolut mein Bereich. Welch gestörtes Verhältnis muss man zu seinem Körper haben, wenn man damit, dem intimsten, nicht klar kommt? Es ist ja nicht so, dass man 13 wird und *plopp* hat man große oder kleine oder ungleichmäßige Schamlippen. Man wächst auf und die Schamlippen wachsen an einem, mit einem auf und man gewöhnt sich daran, eigentlich. Ich kann es ja verstehen, wenn man sich Brüste anpassen lässt oder Fett absaugen lässt an gut sichtbaren Bereichen… aber meine Imtimzone… sie gehört mir und meinem Partner und wenn er mich liebt, liebt er auch meine ungleichmäßigen Schamlippen.

    Aber das sagt jemand, der seine Schamlippen wirklich mag.

    Auch gerne behaart.

    Liebe Grüße,

    Phoenix.

  2. Mir hat sich der Magen auch mehrmals umgedreht beim Lesen des Artikels. Allerdings finde ich es zu einfach gedacht, die Ursachen auf Intimrasuren zu reduzieren, geht es letztendlich doch um viel, viel mehr. So viele Menschen hegen Zweifel gegenüber ihrem Körper – und ich es finde es schon schlimm genug, wenn es sich hier nur um den Leberfleck auf der Unterseite des linken Zehs handelt.

    Warum wachsen Kinder denn in dieser – also unserer – Welt mit solchen Zweifeln auf? Warum strebt jeder Perfektion, was auch immer das genau sein mag, an? Und warum werden solche Fragen meist nur auf ein, zwei Phänomene reduziert und einfach nicht weiter diskutiert?

    Ich wünsche mir eine Welt, in der man so sein kann, wie man ist. Und man sich dafür auch selbst lieben darf.

    LG,

    Stefanie

  3. Stefanie, vorsicht, mach Du es Dir nicht zu einfach: Die dahinter stehende Denke ist zu einem großen Teil genau diesselbe – und zum anderen würde sich eine Frau, welche sich zu ihren Schamhaaren bekennt, unter keinen Umständen einer Schamlippenschönheitsoperation unterziehen. Das machen ausschließlich nur rasierte Frauen. Der direkte Zusammenhang ist also überhaupt nicht von der Hand zu weisen…

  4. Promisc, ich bezweifel', dass ich es mir damit zu einfach mache. Wo genau verneine ich denn den direkten Zusammenhang zwischen Intimrasur und Intimchirurgie?

    Auch wenn es falsch rübergekommen sein mag, würde ich den Zusammenhang bejahen. Vielmehr bin ich der Meinung, dass das nicht die einzige Ursache ist, wohl eher eine von vielen.

  5. Aber zumindest ein maßgebliches bei diesem alles andere ausschließenden Zusammenhang, Stefanie.

    Stefanie, ich beobachte sehr oft bei diesen Diskussionen, dass Frauen (aber auch Männer) bestimmte Argumente gerne weit von sich weisen oder gar vehement beneinen und stets nur auf den rein individuellen Wohlfühlaspekt hinweisen.

    Nur ist es halt so, dass dieses Argument auch vor Beginn des seit ca 15 Jahren existenten Rasur-Hypes gegolten hätte – aber erst mit ihm auftauchte. (Vorher galten für die paar wenigen rasierten ganz andere, weitaus ehrlichere Argumente.) Und schon das allein macht es unglaubwürdig oder zumindest hochgradig unreflektiert…

    Und darüber hinaus mache ich genau diese Denke verantwortlich für den gesellschaftlichen Druck, welcher in dem Artikel thematisiert ist: Ohne die (fast allesamt grottenfalschen) Argumente der 'Rasur-Fraktion' gäbe es diesen Druck erst überhaupt nicht. Jeder rasierte ist also gewissermaßen mitverantwortlich für diesen Druck zum Beispiel auf diese 13jährige, auch wenn das so gut wie keiner wahrhaben will.

    Und das gilt dann natürlich auch in dessen Konsequenz für diese Operationen.

  6. Ja, das trifft doch genau das, was ich denke.

    Meine Pubertät habe ich noch ziemlich gut im Gefühl – und ich kann recht gut nachvollziehen, wie es dem Mädchen in dem Artikel geht.

    Bei meiner anscheinenden Wohlfühl-Argumentation ziele ich letztendlich eigentlich auf die gesellschaftliche Verantwortung, die jeder von uns trägt. Nicht indem ich es direkt anprangere, sondern indem ich Fragen gestellt habe, warum denn eine 13-jährige solche Zweifel hegt. Deren Zweifel (oder gar die ganzer Generationen?) äußern sich u.a. in Intimrasuren, aber eben nicht nur. (Und darauf folgend eben Intimchirurgie.)

    Mich macht es traurig, dass solche Dinge nicht öfter diskutiert werden, auseinandergenommen werden, zerpflückt werden, … Ab und an ein lauter Aufschrei, verbunden mit Entrüstung, wird auf lange Sicht nichts bringen. Einerseits bin ich froh über den Artikel, andererseits vermisse ich die Diskussion gerade über die gesellschaftliche Verantwortung in dem Artikel.

  7. Nun, nur weil ich das nicht explizit erwähne, heißt das nicht, dass ich mir dessen nicht bewusst bin…

    Jeder einzelne von uns kann nun mal eine Veränderung nur bei sich selbst herbeirufen – und damit vielleicht (!) sogar eine kleine bei anderen.

  8. Au weia. Der Artikel ist ja sowas von grausam-dumpf, dass mir die wenigen kurzen Kopfhaare zu Berge stehen. Die hergespielte Zwangsläufigkeit von Intimrasur zur Intimchirurgie erinnert mich stark an eine Recherche über Scientology mit einer Studie, die beweisen sollte, dass die Mehrzahl aller Geistesgestörten rauche und somit alle Raucher geistesgestört sein müssen.

    Lassen wir das. Es lebe der Gedanke, dass jeder Mensch einzigartig sei und frei im Willen und so auch erzogen werden „sollte“. Der Artikel nimmt sich ja selbst nicht so ernst: Es seien ja eh alles Moden, die kommen und gehen …

  9. Ein Problem konstruieren wo es keines gibt.

    Das man Haare schneidet, wachssen läßt oder komplett rasiert zieht sich durch alle Kulturen in den verschiedensten mannigfaltigsten Ausführung. So what?

    Leben und Leben lassen ist die einzige Antwort auf so einen verbohrten Unsinn

  10. Wann hört dieser Unsinn endlich auf! Wann bekennen wir uns endlich wieder zu unseren Körpern und leben unsere natürliche, animalische Sexualität? Körperbehaarung dient vielfältigen Zwecken. Im Schambereich z.B. die Signalisierung der Geschlechtsreife oder das optische Signal für Weiblichkeit. Mal ganz abgesehen vom sinnlichen Gefühl, das Haare vermitteln können. Glatte Kindermösen lassen meine Lust sofort schrumpeln, dichter, reifer Busch dagegen stachelt meinen Entdeckergeist an. Und die unerschöpfliche Zahl der unterschiedlichen Schamlippen entzückt meine Neugier jedes Mal auf's Neue.

  11. @ Stefanie

    Gerade wenn man 13 ist, unterliegt man sehr stark dem Gruppendruck durch die Freundesclique. Wenn dies dann noch durch die Bravo bzw. Aussagen von Stars wie Beckham etc. forciert wird, entwickelt sich eine Eigendynamik, die sich ein(e) Jugendliche(r) schwer entziehen kann.

    Anders ausgedrückt, der Mensch ist ein Herdentier und wenn Alphatiere der Herde einen Befehl gibt, dann folgen diese. Haarige Monster wie (der männliche) Burt Reynold sind out, es leben die rasierten Metrosexuellen 😉

    @ kritzlibaer

    „Sinnliches Gefühl“? Mal mit, mal ohne Haare, aber ich zumindest fühle mehr rasiert. Die Haare sind schon eine gewisse Gefühlsbarriere.

  12. Dan hier mal der anklickbare Link: Intimbereich – Der Schnitt im Schritt

    Silke, ich gehe mal zum einen davon aus, dass dieser Blog viel zu unbedeutend ist, um eine wrikliche Auflagenbedrohung für die Zeit darzustellen. Und zum anderen mache ich ja auch schon seit vielen Jahren 'Werbung' für Die Zeit,wie man links oben in der Navileiste sehen kann…

    Der Grund, warum ich diesen Artikel ganz hier poste: Gewissermaßen als Archiv – der Artikel wird irgendwann bei Die Zeit verschwunden sein, wie schon vieles andere Verlinkte in diesem Blog. Diesen Artikel jedoch möchte ich sozusagen hier 'saven'.

    J., ich verstehe Deine solchermaßen heftige Reaktion nicht ganz – fühlst Du Dich etwa persönlich getroffen?

    Es ist nun mal nicht von der Hand zu weisen, dass lediglich Menschen, welche eine große Affintität zur Schamrasur hegen auch auf den Gedanken kommen, sich ihre Vagina operativ 'verschönern' zu lassen. Ohne Umkehrschluss, kein Schimmel-Pferd-Schimmel! Da hinkt Dein Bild mit den Scienology-Rauchern doch ein wenig zu sehr, nict zuletzt weil es hier doch um eine ganz bestimmte neo-narzistische Denkart geht und dort um den Versuch einer neo-faschistischen Gehirnwäsche.

    Ausserdem finde ich es erstaunlich, dass Du auf das Beispiel mit der 13jährigen nicht eingehst – bist Du doch selbst Vater. Ich persönlich habe genau solch eine Situation 1:1 in meinem realen Leben beobachten müssen, und das schon vor 7, 8 Jahren, wir schlimm muss das dann erst jetzt sein!

  13. Doktor, das sag mal den jungen Mädchen wie aus dem Beispiel und den Frauen (und mittlerweile auch Mädchen!) mit solch einem Leidensdruck, dass sie sich deshalb zu Operationen gezwungen fühlen, um sich erst 'lebenswert akzeptiert' zu fühlen…

  14. @G: Ich fühle mich persönlich getroffen von der Dumpfheit dieses Artikels, ja.

    Jede 7jährige kann an jedem FKK-Badesee sehen, dass es Menschen gibt, die dort Haare haben – lang oder kurz. Dass es Männer gibt mit Haaren im Gesicht, und Frauen in den Achseln oder sonstwo. Die Aufregung, G., die Du mit diesem Thema betreibst, ist das Thema nicht wert, zumal Du Deinen Gegnern gerade in die Karten spielst. Was miich schmerzt.

    Neo-Faschismus: Ich dachte, wir kämpfen beide um den Eigensinn, die Liberalität, die Fähigkeit zum eigenen Urteilsvermögen… Und: Verstehst Du eigentlich nicht, dass sich der Artikel selbst nicht ernst nimmt?

    Zweifellos wird es weiter Menschen geben, die sich kosmetisch in jeder Form behandeln lassen wollen. Das fängt bei den Lippen an, bei Silikon – und endet im Intimbereich.

    Du machst gerade einen Hype um eine RTL-Geschichte, die diesen – und das wissen wir beide – nicht verdient hat.

    Love&Respect,

    J. – momentan Kurzhaarträger 🙂

  15. Und FOCUS:

    Intimoperationen ohne Qualitätskontrolle

    Meist geht es um die Verkleinerung von Schamlippen, die Verengung der Vagina, wenn sie durch Geburten verändert ist, die Neupositionierung der Klitoris mit Vorhautverkleinerung und die Unterspritzung des G-Punkts. „Der G-Punkt gehört in den Bereich der Mythen“, stellt der Gynäkologe klar. Wer sich mehr Sensibilität und Genuss am Sex durch diese Operationen erhoffe, kann sich gründlich irren. „Gerade im Intimbereich ist das Nervengeflecht sehr dicht – jeder Eingriff hier kann zu Sensibilitätsstörungen führen“, warnt der Experte. Vernarbungen, Schmerzen beim Sitzen und beim Verkehr und nicht zuletzt ein unbefriedigendes optisches Ergebnis können die Folgen sein. Wie hoch diese Quote ist, weiß keiner. „Schönheitsoperationen in diesem Bereich werden nicht gelehrt, und es gibt keine Ergebniskontrolle“, sagt Rolf Kreienberg. Weil es keine wissenschaftlich erarbeiteten Operationsstandards gibt, handelt es sich hier sozusagen um einen rechtsfreien Raum – fatal, wenn eine Frau nach misslungener Operation klagen möchte. Vor allem Mädchen rät er von einem Eingriff aus ästhetischen Gründen ab – denn die Operation lässt sich nicht rückgängig machen. Abgesehen von den Operationsrisiken: Nicht zuletzt kann sich die Mode bereits in wenigen Jahren wieder ändern. Dann ist für die Intimfrisur wieder „Natur“ angesagt, und etwas größere oder nicht ganz gleiche Schamlippen fallen nicht mehr auf. Die absolute Symmetrie gibt es sowieso auch in diesem Körperareal nicht – so wie es von Natur aus keine absolut identisch großen Ohren, aber auch Brüste gibt.

  16. Ich habe den Bericht gelesen, habe durch meinen Beruf in letzter Zeit sehr viel mit Schönheitschirugie zu tun und der Hype wird massig unterstützt. Keine Kasse wird die OP übernehmen, aber da wird eifrig rumgeschnippelt und aufgebrezelt, anders kann ich es nicht bezeichnen.

    Ich für mich mag an mir keine Haare im Intimbereich, geniese es wenn ich mal 2 wochen nicht rasiert habe, die glatte empfindliche Haut und das Gefühl der Berührung. Ja, mein Gegenüber sollte nicht nackt rasiert sein, aber kurz und gepflegt bitte, die Haare zwischen den Zähnen… danke muss ich nicht haben auch nicht wenn alles gut gepflegt ist.

    Ich rasiere mittlerweile seit 20 Jahren, kenne genug Frauen die es nicht tun bzw. nur die Bikinizone, jedem sein Ding. Der sog. Druck der Gesellschaft kommt doch nicht von ungefähr, die Modellmaße werden nun schon seit X Jahren von überall gepriesen, große Titten, kleine Titten, Gummireifen im Gesicht, keine Falten, aber knackig braun bitte, usw. usw. wen es wirklich wundert, dass die Ops nicht vor dem Intimbereich halt machen….

    Die Beschneidung der Männer aus ästhetischen Gründen ist in Deutschland schon seit Jahren ein Thema, aber Mann spricht nicht so darüber bei den weiblichen Patienten ist mehr Kohle zu machen… schaut man dann mal tiefer ins Thema findet man die operative Penixvergößerung, Verdickung usw. usw. aber Männer haben ein anderes Schmerzempfinden….

    Gruß

    die Muse

  17. @G: Ja, mittlerweile hat jeder Verlag das Sommerlochthema mit dem stets gleichen Tenor – und genau dieser stets gleiche Tenor ist es, der mich mehr als aufhorchen lässt 😉

    Ich glaube eher, die Verlage und Multiplkatoren sind auf eine PR der kosmetischen Chrirugie reingefallen.

    btw: Fakt ist, dass die Barbie-Verkäufe weltweit zurückgehen – und das widerum finde ich gut. Vielleicht fallen die nächsten Generationen weniger auf Kosmetiksalbader und auf fremdangedrehte Körper“images“ rein.

    btw2: Liege Mitte nächster Woche wieder mit meinem nicht perfekten Körper am FKK-Badesee in Weinheim. Wahrscheinlich wieder mit nicht perfekt gebauten Menschen – was mich freut…

  18. So ändern sich offenbar die Zeiten. Als ich dreizehn war, habe ich mir Sorgen gemacht nicht normal zu sein, weil die Schambehaarung (ebenso wie die erste Periode) eine gefühlte Ewigkeit auf sich warten ließ. Allerdings nicht, weil Gleichaltrige für mich das Maß der Dinge waren, sondern weil ich wußte, daß diese körperlichen Veränderungen so mit dreizehn, vierzehn Jahren anfangen sollte … Mir und meinen gleichaltrigen Freundinnen war dieses Thema im Prinzip völlig egal – das wurde erst Mitte Zwanzig interessant als es darum ging, über die unterschiedlichen Erfahrungen mit diesem Themenkomplex miteinander zu reden. Wer was mag, was sich wie anfühlt, was wir schön und angenehm finden und was nicht …

    Pubertät ist eine schwere Zeit, in der Gleichaltrige zum Maß der Dinge werden. Und die Trends, die ich sehe wenn ich mich umsehe, empfinde ich als erschreckend. Nicht nur, was Intimrasur angeht … Und mir stellt sich dann immer die leise Frage „Waren wir genauso?“

  19. Leidig(es) Thema & grauslich!

    Mir ist es völlig egal ob Intimrasur nun „modisch“ ist oder nicht. Zum einen gefiel mir Intimrasur schon lange bevor es zum modischen Trend wurde, zum anderen finde ich OV (Haare im Mund – igitt, igitt) und GV zwischen Intimrasierten zum Quadrat schöner, intensiver, intimer und zum Dritten ist es für mich (auch) eine Form der Ästhetik.

    Alles andere, wie OPs an Brust &/oder im Intimbereich gehört für mich in die Kategorie „grauslich“. Wer zB. je eine plastikverstärkte Brust gestreichelt hat wird dies bestätigen.

    Vor einigen Wochen sah ich am kroatischen „Schweinchenstrand“ eine nicht unhübsche ua. auch intimgepiercte Dame. Dieser durchaus ansprechende Eindruck wurde jedoch durch zwei spitz hervorstehende (nebenbei auch gepiercte) dem Alter der Frau (rd 40 J) anatomisch nicht entsprechenden Brüste zu nichte gemacht. Die beiden OP-Narben waren weithin sichtbar. Ur-grauslich!

    Tja, die Leute wissen nicht was sie tun…

  20. Zwei Dinge fallen mir hier im Laufe dieser Diskussion schon ins Auge:

    Zum einen geht keiner der Intimrasierten auf die phsychische Situation der 13jährigen ein. Steckt da vielleicht die leise Ahnung einer Mitverantwortung dahinter?

    Und zum anderen (aber das ist mir auch schon in anderen Diskussionen zu diesem Thema aufgefallen) wird der Zusammenhang ziwchen Trend/Mode und dem eigenen Gefallen daran imPrinzip von jedem Intimrasierten vehement bestritten, so ziemlich jeder hat das Gefühl, vor 'den anderen' dabei gewesen zu sein. Zugegeben provokant gefragt: Schämt 'man' sich da etwa, weil man eine Markenklamotte trägt?

    Und last but not least werden es intimrasierte nicht müde, immer und immer wieder die scheinbaren (weil subjektiven, aber als objektiv vorgetragenen) Vorzüge der Intimrasur in Form von Werbeslogans öffentlich zu preisen, gleichzeitig jedoch jeglichen Zusammenhang mit unnötigen Intim- und Brust-OPs weit von sich zu weisen.

    Stösst das nicht genau in das Horn dieser Artikel, wird der Argumentierer nicht dadurch selbst zum Instrument dieses in allen Artikeln einheitlich erwähnten Drucks auf die noch verbliebenen (oder 'bekehrten' wie ich es einer bin) 'Schamhaarfreunde'?

    (btw, J., der kategorische Imperativ beinhaltet auch eine gesellschaftliche Klausel. Und die allerwenigsten der <16-jährigen finden heutzutage noch einen Weg zu einem FKK-Baggersee aus Angst der Eltern vor pädophilen Spannern zum einen, zum anderen weil sie mit vom gesellschaftlichen Jugend-(Kinder?)-Ideal abweichender 'Unästhetik' schlicht nur noch Ekel verbinden. Aber sie sehen dafür die exhibitionistische Freude der 95% (gefühlte Hausnummer) Intimrasierten im Internet… Bilder von 'Schamhaarigen' sind meist nur noch unter der Rubrik 'Fetisch' zu finden, das sind halt die altmodischen Freaks.)

  21. ich schrieb oben schon, das ich schon sehr lange rasiere, das hat seinen Grund.

    Ich durfte sehr lange keine Tampons benutzen und hatte heftigste Blutungen. Dass das alles verklebt, nach 10 Minuten übelst stinkt und Frau auch während ihrer Regel arbeiten oder zur Schule muss, ist ein Beigeschmack. Also kamen die Haare ab. Das Problem hatte sich erledigt. Dann kam die Zeit in der ich meine Unterwäscheabneigung entwickelte-ich trage mittlerweile mehr als ungern Unterwäsche, dementsprechend nie da ich aber durchaus sehr feucht sein kann, empfinde ich es als hygienischer und nicht so extrem duftend (was auch mit meinem guten Geruchssinn zu tun haben kann) wenn da kein Fell steht, welches den Geruch so speichert.

    Würde ich in der Öffentlichkeit, also im täglichen Leben und Kindern gegenüber, so offen damit umgehen, würde ich mir den Schuh mit der Wirkung auf die Jugend anziehen, so lasse ich ihn allerdings einfach im Raum stehen.

    Ich habe in der Chir. gearbeitet und habe alle Schönheitsops mitgemacht, die Vorbereitung, die Op, Verbandswechsel usw. usw. und nach wie vor bin ich der Meinung, dass ein „so musst Du aussehen, dann bist Du ein toller Mensch“ das ist was unsere Gesellschaft vermittelt und in diesem Fall gehöre ich nicht zur Gesellschaft, denn ich lege Wert auf andere Dinge.

  22. Zusammenfassend, G. 10:26: Meintest Du diese physische oder psychische Situation bzgl. der 13jährigen? Der Dreher da wird mir nicht klar.

    Es gibt viele Möglichkeiten in diesem Einzelfall, die man aus der Distanz nicht beschreiben kann. Und weil es eben keine oder eine wechselnde Mode ist, sich Haare wachsen zu lassen oder nicht.

    btw: Du kommentierst mir in Klammern? Kant hatte sicher Schamhaare, ob er sie für sich wahrgenommen hat, ist eine andere Frage. Ich glaube nach meiner Kenntnislage eher nicht *lautlach*

    Schamhaare sind eine persönliche, ganz individuelle Sache. Gewöhn Dich daran. Wirst Du aber nicht 😉

    Philosophisch gesehen hat ein Tatoo oder Piercing natürlich längst den Individualismus bereichtert. Ist das nicht auch eine OP?

  23. @ Promisc

    Von der Intimrasur gleich auf Schönheits- & Brust-OP zu schließen halte ich doch für etwas weit hergeholt. Intimrasur, Rasur der Achselhaare etc., ist zwar eine Modeerscheinung, aber im Grunde auch nichts anderes als der Haarschnitt. Mal lang, mal kurz, mal Glatze (wie Kojak). Wird meiner Meinung nach von den Medien völlig überbewertet.

    Was das sehen in der Öffentlichkeit betrifft… man muss sich nur die Jugendlichen in der Dusche im Fitness- oder Sportstudio anschauen. Die ca. 18 bis 20 Jährigen sind zu 99% rasiert. Selbst bei den älteren Jahrgängen sieht man immer mehr Rasierte in der Dusche oder in der Sauna. Das ist zumindest meine Beobachtung.

  24. Sascha, Du hast den kausalen Zusammenhang offenbar nicht verstanden.

    Und was Deine eobachtung betrifft: Glaubst Du wirklich, diese 99% machen das alle aus einer individuellen Überzeugung heraus?

  25. @Sascha: Ich sehe in meinem Fitnessstudio oft Mitglieder aus den östlichen Bereichen Europas, die mit Badehose (!) in der Herrendusche duschen, aber dann mit Lendentuch im FKK-Bereich lärmen – „fi****“ und so. Potentielle RTL2-Patienten, aufgewachsen in Unaufklärung.

    Um den genannten kausalen Zusammenhang des Blogbetreibers wiederherzustellen:

    Heute haben meine Tochter, Ihre Cousine und deren Schwester nackig im Garten gebadet. Später kamen sogar die Nachbarskinder – mit einem Jungen. Wir schauen übrigens kein RTL2. Let them go.

    Ich werde in wenigen Jahren (meine Tochter wird definitiv frühreif wie ich es war) weiter berichten.

  26. btw @Blogbetreiber: Wir spielen 9 Spiele 8-Ball. Der Verlierer zahlt 100 Euro an die jeweils dort ansässige beste Kinderkrebsklinik. Sprich Heidelberg.

    Da ich die Tische in Stuttgart kenne – in Stuttgart.

    Termin: Ende September.

    Schlag ein – oder Alternativtermin. Rasiert oder unrasiert.

  27. @ Promisc

    gibt es denn überhaupt eine Überzeugung? Ich bezweifle sogar, dass die Mehrheit der Menschen dies aufgrund irgendwelcher Magazin-Artikel oder TV-Beiträge macht.

    @ Joshua

    Ist bei uns Gott sei Dank nicht so. Und bei meinem letzten Besuch in den Thermen sind die „Russen“ raus geflogen, weil diese sich nicht von ihren Badehosen trennen wollten.

  28. Ja, Sascha, diese Überzeugung gibt es definitiv, bisweilen trägt sie sogar fanatische Züge, wie man in einigen Erotik-Foren leicht feststellen kann.

    Magazine, das Internet und das TV geben eindeutig diesen Trend vor, daran gibt es auch keinen Zweifel, mal redaktionell, aber auch durch die dort platzierten Werbungen in jeglicher Form. Man denke nur an die aktuelle Brusthaarrasurwerbung mit Till Schweiger. Dieser wird in die Gesellschaft hineingetragen und dort dann flächendeckend gruppendynamisch durchgesetzt, wie man am Beispiel des Mädchen aus obigem Artikel, aber auch selbst erlebt an meiner jüngsten Schwägerin durchaus belegen kann.

  29. In ganz bestimmten Generationen? Wahrscheinlich weitaus höher als Du denkst, Sascha, haben doch mittlerweile sogar auf den ersten Blick unscheinbare wie zB StudiVZ das Niveau eines Erotik-Forums erreicht, man schaue sich nur die Profile und die Foren-Themen an – und diese Foren in der Summe mittlerweile viele Millionen Mitglieder. Aber das spielt übrigens keine Rolle, wenn es allein um die Existenz geht, reicht jede beliebige Zahl.

    Deine Gegenfrage klingt mir leider nach einem Versuch, diese Problematik, welche unbestreitbar vorhanden ist, möglichst kleinzureden. Schade eigentlich.

  30. @Sascha, 17.39:

    In „Thermen“ fliegt niemand raus, weil er in Badehose duscht und auch völlig unabhängig davon welcher Nation er zugehört. Nicht mal in Fitnessstudios.

    btw: Wo ist bei „uns“?

    @Sascha 18:34: Ich schätze 95%! Wobei das gar nicht so schlimm ist. Ich habe in den 80er schon Cosmopolitan gelesen, als die Redaktion noch richtig wild war und noch heute von diesem Ruf lebt… Sascha, da ging es rund.

    @Promisc 19:36 zweiter Absatz: Ich kenne zwei Frauen, denen niemals Schamhaare wuchsen. Wir wissen um medialen Druck und Dumpfsinn. Darüber ist in Deinem Blog übrigens recht viel zu lesen …

  31. @ Joshuatree

    In den Holstenthermen werden Besucher vom Personal aus dem Saunabereich verwiesen, wenn diese sich nicht von ihren Badesachen trennen wollten. In den Taunusthermen hab ich dies auch einmal miterlebt.

    Das sich 95 % der Bevölkerung in Erotikforen bewegen, bezweifle ich. Es gibt gerade einmal 40. Mio Internetnutzer in Deutschland und ich kenne viele, die das Internet rein beruflich benutzen. Wie hoch sind die Nutzerzahlen in den einschlägigen Foren wie JC etc.? Ganz zu schweigen von den inaktiven Accounts, die es massenhaft in jeder Community gibt.

    Es wäre schön wenn ein größerer Teil unserer Gesellschaft offener mit ihrer Sexualität umgehen würden, aber trotz medialen Debatten um Schamhaare oder Büchern wie „Feuchtgebiete“ habe ich eher das Gefühl, das sich unsere Gesellschaft rückwärts bewegt. Was ist in unserer heutigen Gesellschaft von der sexuelle Revolution der 60er und 70er geblieben? Statt dessen beobachte ich eine neue Prüderie. Auch darüber kann man hier recht viel lesen…

  32. @ Promisc

    Gerade StudiVZ scheint mir mehr Schein als Sein zu sein. Laszive Bilder, Foren und Gruppen aber letztentlich wird sowohl mit der Erotik als auch mit der Sexualität nur kokettiert. Viel heiße Luft… das ist zumindest meine persönliche Erfahrung.

    Mir fällt immer wieder dieser Widerspruch – auch aus eigener Erfahrung – auf, zwischen dem was man vorgibt zu sein (siehe StudiVZ) und dem wie man wirklich ist. Ich stimme Dir zu, dass diese Problematik kleingeredet wird, nur für mich besteht die Problematik mehr darin, das vieles nur „Spiel“ ist.

    Jetzt weiß ich allerdings nicht ob Du verstehst worauf ich hinaus will…

  33. Sascha, Prüderie schützt vor Gruppenzwang nicht. Mein Beispiel aus meinem persönlichen Umfeld ist auch prüde, fast schon schlimmer als das – aber per Gruppendruck rasiert. Und jetzt?

    Nicht das eine mit dem anderen verwechseln bzw. verknüpfen…

  34. Genau das ist doch das Problem… es mag in Teilen der Gesellschaft Chic sein sich zu rasieren, irgendwelchen StudiVZ-Gruppen beizutreten etc. aber dies ist doch „nur virtueller Schabernack von aufgekratzten Mittzwanzigern“, oder? Es ist nicht ernst gemeint sondern man folgt wie ein Lemming einer Gruppendynamik ohne wirklich dazu zu stehen. Man versteckt sich hinter dem lasziven Bild im Negligee, aber traut sich nicht einmal oben ohne am Strand zu liegen…

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