Warum Frauen Wölfe lieben

Das M?rchen vom Rotk?ppchen wird umgeschrieben: Die weibliche Lust an woll?stigen grauen R?ubern

[Aus 'Die Welt' von Eckhard Fuhr]

Wenn Frau und Wolf einander begegnen, dann ist die Frau verloren, mit Haut und Haaren verf?llt sie dem gierigen und woll?stigen R?uber. Das wissen wir aus dem M?rchen. Und M?rchen sind wahr. Rotk?ppchen ist eine „kleine s??e Dirne“, naiv und sich der mannigfaltigen Gefahren, die drau?en in der Welt auf s??e kleine M?dchen lauern, noch nicht bewu?t. Es ist der m?tterlichen Mahnung durchaus bed?rftig, recht sittsam auf dem Wege zu bleiben und der Gro?mutter Kuchen und Wein auf dem k?rzesten Weg in ihr Waldhaus zu bringen.

Der Wolf wei? ganz genau, was er will. Er denkt bei sich: „Das zarte junge Ding, das ist ein fetter Bissen, der wird noch besser schmecken als die Alte: du mu?t es listig anfangen, damit du beide erschnappst“. Allzu viel List braucht er nicht aufzuwenden. Es gen?gt, Rotk?ppchens Lust auf das Blumenpfl?cken anzustacheln. Das gibt ihm die Zeit, die Gro?mutter zu „erschnappen“ – was f?r ein sch?nes Wort! – und dann – wir kennen die Szene – auch das Rotk?ppchen. „Und wie der Wolf sein Gel?sten gestillt hatte, legte er sich wieder ins Bett, schlief ein und fing an, ?berlaut zu schnarchen“, hei?t es bei den Br?dern Grimm.

Wenn er leise oder ?berhaupt nicht geschnarcht h?tte, w?re der J?ger wahrscheinlich am Haus der Gro?mutter vorbeigegangen. Weil aber die Orgie des Wolfes akustische Nachwirkungen hat, f?hlt der J?ger sich als Stellvertreter der Staatsmacht herausgefordert, bringt als Geburtshelfer mit der Schere Gro?mutter und Rotk?ppchen noch einmal zur Welt und stellt so Autorit?t und Ordnung wieder her. Die Gro?mutter mampft den Kuchen, und Rotk?ppchen gelobt, niemals mehr vom Weg ab in den Wald zu laufen.

Wahrheit, auch die Wahrheit der M?rchen, ist immer eine Frage des Standpunktes. Der ist bei „Rotk?ppchen“ erkennbar der Standpunkt des Patriarchats. Frauenwirtschaft f?hrt zu nichts. Die Tochter gehorcht der Mutter nicht. Gro?mutter und Enkelin landen im Wolfsbauch, aus dem sie ein Mann befreien mu?. Nur als seine Gesch?pfe erhalten sie die zweite Chance. Staat, Kirche und Familienoberhaupt beh?ten die Frau vor dem „b?sen Wolf“. Doch unter der p?dagogisch gegl?tteten M?rchenoberfl?che brodelt es. ?ber Frauen und W?lfe ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Es scheint so, als dr?ngten heute uralte Geschichten vom Verfallensein der Frauen an die W?lfe ans Licht.

[…]

W?lfe sind in Deutschland Frauensache geworden. Nach dem Tod des legend?ren Wolfsforschers Erik Zimen vor zwei Jahren haben seine J?ngerinnen das Szepter ?bernommen. Zimen hat sich am Ende seines Lebens ohnehin mehr mit Frauen als mit W?lfen besch?ftigt. Oder anders gesagt: Je tiefer seine Einblicke in die Geschichte von Wolf, Mensch und Hund wurden, desto mehr kam er zu der ?berzeugung, da? die Frauen die F?den dieser Geschichte in der Hand halten. Nur sie konnten in Zeiten, in denen der Mensch noch nicht ?ber die Milch domestizierter Rinder, Schafe oder Ziegen verf?gte, Wolfswelpen am Leben halten und so auf den Menschen pr?gen, da? irgendwann die Domestikation einsetzte und mit dem Hund eine Tierart entstand, deren z?chterische Wandelbarkeit und deren Verhaltensbezogenheit auf den Menschen die aller anderen Haustiere ?bertrifft.

Auf die Frauen also kam es an im Morgengrauen der Zivilisation. Die neuen Wolfsm?tter des 21. Jahrhunderts nehmen die alte Vertraulichkeit zwischen Frau und Wolf wieder auf. Sie brauchen nicht zu f?rchten, als Hexen verfolgt zu werden. Es gibt kein triumphaleres Zeichen f?r den Sieg des Feminismus als Frauen, die in aller ?ffentlichkeit W?lfen verfallen und davon stark, sch?n und gl?cklich werden.

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10 Gedanken zu “Warum Frauen Wölfe lieben

  1. halte ich für völlig überinterpretiert.

    es gibt viele frauen, die sich publikumswirksam für das leben der letzten wilden tiere interessieren und einsetzen – müssen keine wölfe sein.

    z.b. jane goodall und dian fossey für primaten, um mal die berühmtesten zu nennen.

    natürlich gibt es auch viele männer, die vergleichbares tun und getan haben. da spielt das geschlecht keine große rolle.

    wenns schon um frauen und tiere geht, finde ich die diskussionen um mädchen und pferde viel interessanter

    (aber ich weiß, DU hast es mit den wölfen und den frauen)

  2. Nur – Primaten sind nicht primär Raubtiere (Nahrungskonkurrenz, Feind) und auch nicht mit solch einem archaisch-kulturellen Assoziationsschatz (Märchen, Legenden, Inquisitonsrealität) behaftet. Pferde sind darüber hinaus nicht einmal wild (zumindest jene mit denen die Mädchen in Berührung kommen).

    Natürlich wäre Mädchen-Pferd auch mal interessant – nur hiesse das jetzt und hier, Äpfel mit Birnen zu vergleichen 🙂 J.G. und D.F. übrigens sind/waren absolute Aussenseiterinnen in einer ansonsten klar männerdominierten Branche – einem Umstand dem sie auch einen grossen Teil ihrer lobbygeförderten Popularität verdanken zum Leidwesen manch (auch menschlich) qualifizierterer Forschungsträger.

  3. ich hab es auch nicht so mit Wölfen…eher mit dem Einhorn, dass sein Haupt in den Schoss der Jungfrau legt-

    schöneres Bild- vertrauter-

    Jungfräulichkeit rauben?

    dann lieber ein Prinz, der aus dem Dornröschenschlaf wachküsst, das Mädchen erweckt- mit Lippen und Zunge

    Rotkäppchen ist die Geschichte einer Vergewaltigung, klugscheiß- bei meiner Ausbildung hatte ich kurze Zeit Seminare zur Lebensskriptanalyse- missbrauchte Kinder hängen oft an diesem Märchen…

  4. Warum nur verstehe ich diesen Text auf ganz andere Weise?

    Ob es die Ohren sind, die mich beeinflussen?

    So geschrieben erzählt dieses Märchen für mich die weibliche Emanzipation der Sexualität.

    *andenOhrenkratz*

  5. Ja sicher kann ich das 😉

    Waren früher die Frauen dem Wolf sowie der vorherrschenden Sittenmoral ausgeliefert – kann Frau heute auf ganz andere Weise dem Wolfe verfallen! In ihrem eigenen Bewusstsein, dass dieses Verfallen und fallen lassen BEIDER gemeinsames Ziel ist und sie daraus ungeächtet stark, schön und glücklich werden kann! Und sie hat gelernt, die nötigen Instrumente einzusetzen. Koketterie zum Beispiel. Ein Locken und ein Verführen dessen Fährte der Wolf nicht widerstehen kann!

    Vielleicht hätte Rotkäppchen heute dem Wolf erklärt:

    Fick mich aber friss micht nicht!

    Nur so können wir es immer wieder tun…

  6. *lach*

    Deine Antwort erinnert mich unwillkürlich an einen Witz, entschuldige darob *breitgrins* Vielleicht eine Parabel für diese 'neue Weiblickeit'? *schmunzel*:

    Rotkäppchen geht durch den Wald. Plötzlich kommt der Wolf aus dem Gebüsch gesprungen.

    W: „*knurr* Ich fress Dich jetzt!“

    R: „O Shit! Gnade!“

    W: „Also, gut, weil Du's bist: Bevor ich Dich bestialisch reisse, hast Du noch drei Wünsche frei. Also?“

    R: „Na gut, weisst Du, ich bin ja noch sehr jung wie Du siehst – und da ist doch diese Sache mit dem Sex… Würdest Du, ich meine könntest Du, bevor…?“

    W: *Naja, lecker ist sie ja, die Kleine* „Na klar!“

    Gesagt, getan. Rotkäppchen lüftet ihr Kleidchen und die Vögel des Waldes tirrilierten.

    W: „So, und was ist Dein zweiter Wunsch?“

    R: „Ach das war so schön, wollen wir nicht nochmal?“

    W: *verdutztschau* „Wenn's denn unbedingt sein muss!?“

    W: (Keuch) „Huch, jetzt noch schnell Dein letzter Wunsch, ich krieg langsam ziemlichen Kohldampf!“

    R: (grins) „Ahem, Du warst sooo unheimlich toll…“

    W: „Oh nein! Nicht nochmal!“

    R: „Ich hab' noch einen Wunsch frei, versprochen ist versprochen!“

    W: (keuch, hechel, schluck, hust) „Na dann…“

    Aber das war zuviel für den Wolf, Rotkäppchen kommt gerade abermals, da kippt der Wolf zur Seite und geht auf nimmer Wiedersehen ab ins Nirvana…

    Prompt kommt in dem Augenblick der Jäger vorbei, sieht sich das Set an und schüttelt den Kopf: „Also Rotkäppchen, Rotkäppchen! Das war jetzt schon der dritte Wolf in dieser Woche!“

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