In der F?deralismusreform wird vorausssichtlich die Bildungspolitik vollst?ndig (inkl. ihrer Finanzierung, keine Bundeszusch?sse mehr)) in die H?nde der L?nder abgegeben – das ist der endg?ltige Ausverkauf an die international attestierten Bildungs-Bankrotteure der letzten Jahrzehnte…
Mein Gott, was f?r machtgierige, verantwortungslose Arschl?cher!
Wirklich armselig. Wohin soll das führen? Keine Moral, null Charakter… 🙁
Revolution, meine Damen und Herren, noch in dieser Dekade, Revolution!
Ja, der Ausverkauf der Gleichberechtigung. Und damit eines weiteren Stücks Demokratie.
Endlich! Ein Wettbewerb unter den Ländern ist doch jederzeit ausschließlich zu befürworten! Wohin Zentralisierungsbestrebungen führen, sieht man wunderbar am Beispiel Frankreichs.
Ein Ausverkauf der Gleichberechtigung? Mitnichten, das Gegenteil ist richtig. Freie Schulwahlen sind nötig, Eltern sollen selbst entscheiden, wo sie glauben, daß ihre Kinder am besten unterrichtet werden. Ein unterschiedliches Niveau der Lehranstalten ist nichts Negatives, sondern die Möglichkeit, Eliteschulen für Hochbegabte entstehen zu lassen. Das untere Mittelmaß dieser entstehenden Kultur wäre dann ungefähr auf dem Niveau der staatlich gleichgeschalteten Lehranstalten, wenn sie zentral verwaltet würden.
Eine Revolution wäre in der Tat angebracht. Aber eine, die dem unsinnigen Ruf nach Gleichmacherei eine echte Leistungsorientierung (analog zum Sport – wo bleibt da der Ruf nach Gleichheit?) entgegenstellt!
Schon heute gibt es in der westl. Welt kaum ein Land, in dem Kinder aus sozial schwächeren Familien so schlechte Chancen haben zu studieren wie hier in Deutschland.
Und glaubt denn einer im Ernst, das würde sich ändern/beesern, in einem völlig auf Wettbewerb eingestellten Lehrbetrieb?!
Natürlich wäre es viel besser, wenn man zentralistisch alles gleichmacht, oder? 😉
GP, mit Verlaub: Das von Ihnen angepriesene Wettbewerbssystem der Länder besteht nun seit 50 Jahren. Und hat letztendlich versagt. [bei diesem Wort bitte eine Denkpause einlegen]
Die Idee der Bildungs-Konkurrenz führte zu einer Inflationierung der Abschlüsse, denn statistische Ergebniszahlen (»Wer hat die meisten Abiturienten? Wer die besten Notendurchschnitte?« etc.) wurden manipuliert, indem man die Inhalte aushöhlte und dadurch leere, wertlose Ergebniszahlen 'produzierte'. Und das genau hat Pisa aufgedeckt. Hat den Finger auf diesen Schwachpunkt gelegt, den 'Superbildungsstandort Deutschland' (nationale Selbsteinschätzung) entlarvt.
Selbst Frankreich mit seinen zentraistischen Fehlern (ja, die gibt es sehr wohl) liegt bei Pisa weit vor uns und die führenden Länder dieser Studien haben allesamt zentralistische Bildungssysteme – also wie kommen Sie darauf, Zentralismus sei der Sache schon im Ansatz abdienlich? Ich denke eher, das Gegenteil ist der Fall: Erziehung und Bildung sind eben in erster Linie (in zweiter dann schon) keine kapitalistischen Grössen, denen kapitalistische Fördersysteme (freier Wettbewerb) unbedingt guttun. Denn die Bildung und Erziehung (und damit: Kinder, Jugendlichen, Studenten) sind keine Waren die nach marktwirtschaftlichen Prinzipen reagieren.
Das hat nichts mit 'Gleichmacherei' (kleines polemisches Mittel? *grins*) zu tun sondern eher etwas mit einem überschaubaren (und damit steuerbaren) Bildungsniveau, effektiveren (weil föderalistisch-kompromiss-befreiten) Steuerungsinstumentarien und einer Chancengleichheit für alle, wie es sich in einer guten Demokratie gehört – und woraus auch letztendlich die Wirtschaft langfristig profitiert.
Ich liebe zwar Impro-Theater, aber ständiges geistiges Rollenspiel in einem schriftlichen Blog ist mir echt zu anstrengend, Herr GP. Sie sind für mich, wenn sie so etwas schreiben, provozierend. Aber weitaus zu plakativ. Wetten, daß die Übwerwindung der Virtualität dies zu Tage führen würde?
Also, mache ich *ironieon* Wir sind ja am virtuellen Bloggen, Herr GP.
Es stimmt. Wir haben zu wenig Wettbewerb. Von Kindes Beinen an. Es ist eine Naturschande, daß sich Kinder unterschiedlich entwickeln. Brauchen wir sowas? Natürlich nicht. Lassen wir Sie spätestens ab dem Kindergartenalter nicht spielerisch, sondern wettbewerblich miteinander umgehen, lassen wir das „Gesetz des Stärkeren“ wirken. Das erhöht ungemein die Chance, sich Prada-Anzüge etc. im späteren Wettbewerb zu erheischen, in dem es nicht ums Miteinander, sondern um gesunde Egomanie geht. Soziale Kompetenz, Weitsicht, Langfristigkeit? Zum Kotzen!
Gut, daß man selbst keine Kinder will. Denn in sich selbst denkt man ja, so ein Leben ist nicht lebenswert für Kinder.
Ab der 5. Klasse werden die Kinder mit guten Notenabschlüssen zusätzlich durch sportlichen Wettbewerb ausgesiebt. Beim 100 Meter Lauf heisst das, eine 1 in Mathe ist 20 Meter Vorsprung. Eine 1 in Deutsch 5 Meter. Mathe braucht man ja um zu rechnen, was mich später Prada kostet. Auf jeden Fall werden so Kinder zu Siegern und in Elite-Schulen verschickt. 10% Elite, der Rest ist behindert. Der Rest bleibt da, wo er ist. Eben, Gleichschaltung ist Bockmist, führt zu nichts. Die Banlieus vor Paris gehören niedergemäht. Alles Versager dort. Im Sport, in der Bildung, alles… Polizeigewalt ist das geniale Mittel.
*ironieoff*
Mich fröstelt.
hey, mein kommentar ist weg …dann wohl noch ein versuch
dieses jahr war mein dritter schulwechsel. einer ist normal. immer noch das selbe niveau, gymnasium. seit der fünften. erster schulwechsel von der grundschule ins gym. zweiter schulwechsel vom gym in ein anderes, da unseres zugemacht wurde. dritter schulwechsel, weil das gym baufällig ist. nun sind wir in der vierten schule, die gar keine schule ist sondern ein wohnhaus, ein ausbildungszentrum und eine normale schule. 4 gebäude insgesamt. wir pendeln nach jeder stunden zu fuß.
mein ältestes lehrbuch wurde 1987 gedruckt. biologie, oberstufe. wir haben ein buch, dass uns vom der „bayrischen stiftung für ostdeutschland“ gesponsort wurde. ein buch für 2,30€.
wir haben lampen auf den toiletten, die vom veb irgendwie stammen, von den toiletten an sich mal ganz zu schweigen.
und nun macht bildung zu sache der länder, weil die länder das geld ja garantiert auch haben. und weil es alles natürlich besser wird. die tatsache, dass unsere lehrer an einer ganztagsschule wegen reformen nur noch halbtags arbeiten, vergessen wir einfach. die tatsache, dass es einfach keinen spaß macht, mit den mitteln die wir haben zu arbeiten, lassen wir unauffällig unter den tisch fallen. schließlich liegt es nur an uns, was wir daraus machen, wer braucht schon vernünftige bedingungen, wahre intelligenz schockt natürlich nichts.
desweiteren ignorieren wir auch mal, dass kinder, deren eltern nachhilfe bezahlen und lernspielzeug kaufen, laut pisa bessere chancen haben, als ärmere familien. schließlich muss es ja die elite geben, natürlich völlig unabhängig von äußeren einflüssen.
achso, um nicht zu vergessen: sicher werden eltern, die beide auf eine hauptschule gingen, ihr kind natürlich ohne bedenken auf ein gymnasium schicken, weil sie ja sehr zuversichtlich sind, was die laufbahn ihres sprösslings angeht und natürlich nur sein interesse im kopf haben. sie sind nicht etwa der meinung, dass zum geld verdienen ein weiterer hauptschulabschluss reicht.
desweiteren machen wir bitte die augen zu, wenn wir an einer besonderen förderanstalt für hochbegabte vorbeikommen. die gibt es ja gar nicht, wegen der gleichmacherei versteht sich. ich frage mich allerdings, wo mein kumpel schon seit 3 jahren ist. vielleicht von außerirdischen verführt. oder irgendwie gleichgemacht. wer weiß.
und schließlich und endlich lasst uns doch noch mal über die sportliche gleichschaltung nachdenken. wir lernen in der schule, oder noch besser im kindergarten, im idealfall am besten schon mal prügeln, das baut die muskeln auf. später trainieren wir das wegrennen, das fördert das fluchtverhalten vor den erzieherinnen.
wenn wir damit fertig sind, machen wir monatlich ein sportfest und schauen, wer würdig ist, toll zu sein. gleich daneben einen intelligenztest. und dann gibt es 4 arten von kindern. die, die schlau und sportlich sind. die werden super gefödert, wir brauchen ja immer noch eine elite.
dann kommen die sportlichen, die nicht so gut abgeschnitten haben. für die findet sich bestimmt später ein hoher posten in der armee…am besten in der us-armee
für die schlauen unsportlichen gibt es einen satz aschenbecherbrillen und pickel gratis und dann ab damit in ihre familien und hoffen, dass sie nicht eltern haben, die mal in der hauptschule gleichgemacht wurden, das wäre sicherlich gut für bekanntlich wahnsinnig entscheidungskräftige 10jährige, die natürlich genau wissen ob sie mal akademiker wissen wollen. und sie lassen sich von ihren selbstverständlich parteilosen eltern auch nichts einreden, denn die versuchen das gar nicht.
und dann schließlich der große haufen der durchschnittsmenschen. was machen wir mit denen? für die ist leider kein geld mehr da, aber wer braucht das schon. wem interessiert schon pisa, wir haben ja die elite. die ziehen dann alle nach bayern und feiern, dass sie schlau sind. alle dummen schieben wir in den osten ab, da fallen sie ja nicht auf. und alle sportlichen in den westen, dann ist der weg in die usa und ins ausland nicht so weit. und die schlauen sportnieten verstecken wir irgendwo. die sind ja pickelig und nicht vorzeigefähig. muss die elite eigentlich blond sein? und flink wie ein wiesel? nicht, dass wir da nochmal ein paar fehler machen. aber wer braucht schon gleichheit, das ist was für normal-dmme-und-normal-sportliche-hauptschuleltern-kinder. und die benötigen ja, wie wir gelernt haben, keine förderung.
Also, der Reihe nach: Promisc, natürlich habe ich mich einiger Phrasen bedient, und genauso natürlich bemerken Sie es 😉
Joshuatree: Wenn Sie meine politische Meinung als Provokation auslegen, wäre es angebracht, die eigene Toleranz kritisch zu überprüfen 😉
Zum Inhaltlichen:
Der Grundgedanke, das jetzige Schulsystem sei ein föderales, und damit sei das föderale Prinzip gescheitert, ist bereits im Ansatz falsch. Das System hat erstens nicht schon immer versagt (nämlich solange nicht, wie es tatsächlich ein föderales war), sondern erst seit einer recht überschaubaren Zeit. Bis dahin wurde auch alles getan, um den Wettbewerbsgedanken aus dem Schulsystem herauszuhalten.
Mittlerweile ist es doch so:
Auf der Grundschulebene wird das Kind in der Regel ohne Wahlmöglichkeiten der nächstliegenden Staatsschule zugewiesen; hinzu kommt ein Personal, eine Lehrer- beamtenschaft, die, mit absolutem Kündigungsschutz ausgestattet, sich mehr oder weniger unabhängig vom Leistungsprinzip machen konnte.
Ein Bildungswesen, das dermaßen bürokratisch reguliert ist wie das deutsche, kann keine zufriedenstellenden Ergebnisse hervorbringen – und schon gar nicht außerordentliche Leistungen.
Vielfach ging es in der Reform der letzten 30, 40 Jahre nicht um mehr und bessere Ausbildung, sondern um mehr Gleichheit. Nach den Ergebnissen der OECD-Studien für den Schulbereich stellen wir fest, 1. daß die Bildungsreformpolitik zugunsten der „Bildungsbenachteiligten“ sich zuungunsten gerade der bildungsärmsten Unterschichten ausgewirkt hat, besonders in sozialdemokratisch geprägten Bundesländern; 2. daß die methodischen und inhaltlichen Neuerungen, das Dauerex- perimentieren ohne nachhaltige Erfolgskontrolle, ihre Ziele verfehlt haben; 3. daß das privatwirtschaftliche Bildungsangebot besser abschneidet als das öffentliche; 4. daß es nicht allein an der Höhe der eingesetzten Mittel liegt, wie groß der Bildungserfolg ist (zum Beispiel erreichte Großbritannien mit demselben Mitteleinsatz bessere Ergebnisse); innerhalb Deutschlands ist z.B. das Bundesland Bremen trotz hohen Mitteleinsatzes weit abgeschlagen; 5. daß das Hineinpumpen zusätzlicher Gelder ohne Änderung der Organisationsstrukturen des Bildungswesens und ohne Änderung der Bildungsphilosophie und -methodik sinnlos ist.
Siehste wohl, GP: Alles Fehler die auf der Länderebene gemacht wurden. Und jetzt auch weiterhin gemacht werden, da kannst Du Dir sicher sein. Nur Geld für die Bildung – das wollen sie auch weiterhin vom Bund. Neueste Forderung: Erhöhung des Bundesanteils am Bafög auf 65%. Dabei werden jetzt eh flächendeckend Studiengebühren von den Ländern eingeführt…
Das Ländersystem ist festgefahren, da gibt es keinen Zweifel daran! Und daher braucht dieses Bildungssystem eine neue Plattform, die bereit ist, kompromisslos (Länder=Kompromisse) ein neues System aufzubauen – zu dem auch Vermeidung bisheriger Fehler gehört, was den Ländern jedoch nicht möglich ist ohne gravierende Fehler der Vergangenheit und Gegenwart einzugestehen – ein politischer Selbstmord in deren Augen. Ein Blick ins Bildungsausland kann uns dabei nicht schaden, was jedoch ebenso von den Ländern rigoros abgelehnt wird in ihrer unfehlbaren Selbstbetrachtung – denn angeblich sind diese Systeme ja auch fadenscheinlichen Gründen (grössere Bevölkerungsdichte!? Dass ich nicht lache…) nicht auf diese unsere Sondernation übertragbar. Liegt das vielleicht daran dass wir Papst sind? *amKopfkratz*
@GP
Eltern sollen also umziehen in die Städte, in die Schulen, die eine ideale Ausbildung garantieren? Netter Gedanke, nur an der Realität vorbei, denn das Kind ist da zuhause, wo Papa oder Mama Arbeit hat. Und das ist schwer genug – nicht für Sie, das höre ich raus. Alle Kids aus Bremen und den „früheren“ sozialdemokratischen Ländern“ haben also ein Manko an Bildung. Oha. Interessant. OECD und PISA und GP bunt interpretiert.
Diese ja, rational-robotische Idee ist nicht sozialisierbar. Sie entspringt dem Post-Kapitalimus. Sie entfremdet. Wie vieles hier.
@ promisc
Der Papst kann am wenigsten dafür 😉
Warum sind Lehrer Beamte? Warum wird deren Gehalt nicht nach Leistung bezahlt? Nach kreativem Zusatz-Nutzen? Warum lernen Kinder nicht das Lernen? Ganz wichtig! Kinder haben nie gelernt, wie man richtig lernt!
Und ganz zynisch wird es für mich, weil ich weiß, daß die Politik und die Wirtschaft nur rangezüchtete Eliten haben wollen. Controller regieren die Welt, Wirtschaftsprüfer. Und rhetorische Mutanten. Oder nicht GP? Ergebniskontrolle, Effizienz, kurzfristig. Mittelfristig und Langfristig scheitern sie eh. Das kennen Sie ja selbst. Oder nicht GP? Dann machen wir was anderes. Hire and Fire. Mit der Menschensubstanz. Nein, das heisst dann politisch korrekt Neuausrichtung.
Joshuatree, ich verstehe Ihre Aggression nicht. Wirklich nicht. Wir betreiben hier einen Meinungsaustausch, der nicht dazu angetan ist, Emotionen hochkochen zu lassen.
Promisc und ich kennen uns ja auch nicht persönlich, aber man kann über Politik diskutieren, ohne die Achtung vor dem anderen zu verlieren, wenn die Anschauungen differieren.
Und wieder zum Inhalt:
Ich stimme Ihnen vollkommen zu in bezug auf den letzten Absatz Ihres vorletzten Beitrages. Warum sind Lehrer Beamte und warum lehrt man Kinder das Lernen nicht? Zwei ganz zentrale Aufgaben, die es zu lösen gilt, wobei die eine nur durch das Lösen der anderen gelöst werden kann.
Meinen Absatz über die Leistungsfähigkeit der Bundesländer interpretieren Sie natürlich bewußt falsch: Es geht mir ganz sicher nicht um das Bewerten der Bevölkerungsschicht – soweit müßten Sie mich eigentlich „kennen“ – sondern um die Ergebnisse in den Studien. Glauben Sie mir, als Hamburger wäre alles andere auch unsinnig 😉
Es ist einfach so, daß gewisse Bundesländer ein durchschnittlich höheres Bildungsniveau aufweisen als andere. Inwieweit der Zusammenhang nun aber direkt mit dem Schulsystem zusammenhängt, ist Interpretationsfrage.
Mit Ausdrücken wie „postkapitalistisch“ tue ich mich immer schwer, weil ich dahinter keine Bedeutung zu erkennen vermag. Daher lasse ich sie stehen.
Es geht mir sicherlich nicht darum, Eliten zu züchten und den Durchschnitt verdummen zu lassen. Das Gegenteil ist richtig: Ich möchte, daß die Schüler nicht mehr über einen Kamm geschoren werden. Ich möchte, daß die Eliten gefordert und die Schwachen gefördert werden. Denn die Lernschwachen profitieren nicht davon, mit Hochbegabten in einer Klasse zu stecken. Ebenso umgekehrt.
Wie Sie wieder den Weg zur Kapitalismuskritik finden, ist interessant. Als ob ich mir wünschte, daß inkompetente Manager demnächst als Schulleiter fungierten!
Auch hier wieder das Gegenteil: Ich wünsche mir, daß Schüler Verantwortung lernen. Denn aus ihnen erwächst ja auch die nächste Politiker- und Managergeneration. Und eine mit mehr Verantwortungsbewußtsein wäre notwendig!
Spannend auch das Thema freie Schulwahl:
Aus diesem Argument wollen Sie, Joshuatree, ja gleich wieder einen Umsiedelungszwang interpretieren.
Ich spreche von mehr Entscheidungsfreiheit für den Bürger – Sie legen es als Zwang zu höherer Flexibilität aus.
Promisc: Die Kultusministerkonferenz ist kein Fehler der Länderebene.
Aber natürlich haben auch die Länder Fehler gemacht. Einer mag die Abschaffung der freien Schulwahl sein. Aber wir kommen natürlich nicht weiter, weil wir wieder vor unserem Grundproblem stehen: Sie stehen für mehr Staat im Sinne der Fürsorglichkeit und nehmen Bürokratie in Kauf, ich halte mehr von freier Entscheidung der Bürger und nehme Anarchie in Kauf 😉
Nana, auch die Länder sind 'Staat' und 'Bürokratie', werter GP – nur in einem vielfach potenzierten Mass und mit enormen Abstimmungs- und daraus resultierenden Flexibilitätsschwierigkeiten auf sich ändernde Parameter und Anforderung wie sie PISA eindrucksvoll aufgezeigt hat.
Bisher erkenne ich auf Länderebene lediglich die Beibehaltung des Status Quo bzw. blinden Aktionismus (und ich weiss wovon ich rede, meine Lebensgefährtin ist Gymnasiallehrerin, verbeamtet mit einem 50-Stunden-pro-Woche-Engagement) sowie eine Verhinderungspolitik jeglichen strukturell wirklich wirksamen Veränderungen gegenüber, wie zB gerade Ganztagesschulen (Förderung der Schwachen) und 'Elite'-Universitäten (Forderung der Starken), wie vom Bund gefordert und gefördert und von den Ländern weitestgehend abgewiegelt oder gar höchstrichterlich verhindert.
Also warum kämpfen sie, mit Verlaub, für die Verhinderer, die Altvorderen?
(btw: Die zentralistischen Syteme erfolgreicherer Nationen in Sachen Bildung haben all das, was unser föderalistisches System bisher verhindert hat und auch weiterhin verweigert, jetzt dann mit noch grösserer Machtfülle. Und das gibt Ihnen nicht zu denken?)
Zunächst einmal: Ja. Uneingeschränkt stimme ich Ihnen zu in bezug auf Bürokratie in den Ländern. Wie sollte es auch anders sein – es sind eben Behörden! Eine gute Freundin von mir macht das auch gerade durch. Sie kennen das ja: Ein befristeter Vertrag über ein Jahr, damit man sich die Bezahlung während der „Sommerpause“ spart. Kündigung und Wiedereinstellung.
Momentan kämpfen die Länder gegen den Bund. Das ist schädlich, vermutlich sogar noch schädlicher als der von Ihnen getragene Vorschlag, das Bildungswesen zu zentralisieren.
Grundsätzlich aber haben wir den Föderalismus ja in vielen Bereichen zu schätzen gelernt. Es konzentriert sich eben nicht die gesamte Politik in Bonn/Berlin, es findet ein fruchtbarer Wettbewerb zwischen den Bundesländern statt. Oder sollte ich „fand“ sagen?
Durch die Aufweichung dieses Konzeptes kamen doch diese unnützen Diskussionen auf. Warum gibt man nicht den Ländern die Selbstbestimmung, die sie früher hatten, zurück?
Weit ausholend: Beamte unterscheiden sich natürlich nicht per se von Nichtbeamten. Das System aber, in dem sich ein Mensch bewegt, erzieht gewisse Verhaltensweisen. Eine unkündbare Stellung beispielsweise fördert nicht unbedingt die Lust am Erlernen neuer Dinge. Ausruhen wird möglich. Das betrifft nicht alle Lehrer, denn gerade unter ihnen gibt es viele Idealisten. Aber im Verhältnis zum Idealistentum der jungen Lehrer ist es doch erschreckend, wie viele ältere Lehrer geworden sind – und wir alle erinnern uns an solche Fälle.
Daher ist Wettbewerb unter den Schulen und unter den Ländern – neben der Abschaffung des zwingenden Beamtenstatus – eine gute Möglichkeit, diese Mentalität etwas zu bekämpfen. Denn letztlich profitieren ja davon die Schüler, wenn jede Schule marktgerecht die Leistungen anbietet, die in der jeweiligen Region (und hier haben wir wieder den lokalen, sprich föderalen Gedanken) gefordert sind. Denn eines ist ja auch klar: Die Schülerschaft setzt sich regional anders zusammen. In gewissen Gebieten ist eine Hochbegabtenförderung wichtiger als in anderen.
Zentralabitur und zentrale Verwaltung der Bildungsressourcen dagegen bedeutete, daß allen Gebieten die gleichen Prozesse aufgezwungen würden. Und das paßt meines Erachtens nicht in die regionale Unterschiedlichkeit.
Sie reden von für mich böhmischen Dörfern, GP: Wodurch konkret hat denn der Bund in der Vergangenheit die Autonomie und den Werttbewerb der Länder 'aufgeweicht'? (Mir ist keine solche 'Aufweichung' bekannt) Durch das (gescheiterte) Verbot von Studiengebühren etwa, wie es die Väter des GG im Sinn hatten?
Und wodurch manifestierte sich der von ihnen hochgelobte 'fruchtbare' Wettbewerb der Länder, wo es doch keine vergleichenden Massstäbe gab ausser dem Bauchgefühl der Wirschaft? Selbst hochqualifizierte Abschlüsse von einem zum anderen Bundesland nicht anerkannt wurden und werden? ((Gymnasial-) Lehrer sind so ein Beispiel, wo bleibt da die Konkurrenz?)
Und schon was davon gehört, dass der Bund mittlerweile das Leistungsprinzip bei Beamten eingeführt hat, die Länder hingegen nicht?
Auch in der 'Ausländer'-Integration (sprich: Sprachausbildung und, auch ganz wichtig, Säkularisierung) sind es bisher die Länder, die sich allen sinnvollen Massnahmen verweigern entgegen den Massnahmen des Bundes, ja sogar mit Landesgesetzen gegen das GG arbeiten, wo doch gerade hier laut Aussage der meisten Länderfürsten der Casus-Knaxus des PISA-Ergebnisses liegen soll?
Fragen über Fragen…
Sie sprechen ein wichtiges Problem an: Es muß natürlich einen Maßstab geben. Sonst sind Vergleiche nicht möglich.
Und natürlich ist es auch nicht mein primäres Ziel, den Länderbürokraten mehr Macht zu geben. Idealerweise erhalten die Schulen mehr Eigenständigkeit, um ihre jeweiligen Vorstellungen durchzusetzen. Gerade die Kultusministerkonferenz ist mir in der Hinsicht ein Dorn im Auge, weil sie stets auf den kleinsten gemeinsamen Nenner kommen muß. Im Idealfall hätten wir die Schulen als eigenständig agierende Objekte, den Bund als zentrale Stelle für Rahmenbedingungen und die Länder als Kontrollorgan.
Gerade neue Ansätze der Pädagogik könnten sich in einem zentralen System nur viel schwerer durchsetzen. Lokal aber funktioniert soetwas.
Wettbewerb funktioniert auch in bezug auf Pädagogik. Denn wie bei uns hier, so ist es ja auch unter Pädagogen nicht eindeutig, welches Prinzip das richtige ist. Dadurch, daß die Länder (im Idealfall: die Schulen) das jeweils für sie sinnvoll erscheinende anwenden, können Ergebnisse verglichen werden. Denn nur so kommt man zu echten Ergebnissen.
Natürlich wäre es auch möglich, daß gewisse Systeme tatsächlich für manche Gegenden besser geeignet sind. Und diese regionalen Unterschiede gilt es ebenfalls zu beachten.
Achsoja. Sie sprechen die Änderungen an. Welche Maßnahmen: TAG, E&C, NQI, nur um ein paar Beispiele zu nennen.
»Im Idealfall hätten wir die Schulen als eigenständig agierende Objekte, den Bund als zentrale Stelle für Rahmenbedingungen und die Länder als Kontrollorgan.«
Darauf können wir uns einigen 🙂 Das klingt aber auch schon ganz anders als Ihre ursprüngliche Forderung 😉
(btw:
E&C – absolut sinnvolle Massnahme!
NQI Beteiligte Bundesländer Baden-Württemberg , Berlin, Hamburg, Hessen, Niedersachsen, Saarland, Thüringen
TAG – noch so eine wichtige Lückenfüllung der Versäumnisse der meisten Länder
Alles Massnahmen, die eigentlich der Initiative der Länder entspringen müssten – welche diese aber nicht auf die Reihe bekommen)
Naja, Promisc, Sie kennen das doch: Wir diskutieren und stellen am Ende verblüfft fest, daß wir soweit, wie ursprünglich gedacht, gar nicht auseinanderliegen 😉
Denn es widerspricht in der Tat meinem ersten Beitrag – und dem Ihren 😉
Über Ganztagsschulen dagegen werden wir uns sicherlich nicht einigen können. Ich sehe diese Beispiele übrigens an sich als Beweis der Einmischung des Bundes an. Inwieweit diese nun sinnvoll war oder nicht, ist eine andere Sache.
Gut Feind, viel Ehr' 😉
Gerne wieder auf ein neues!