Das Obszöne Werk…

…von Georges Bataille, zu seinen Lebzeiten aus guten Gründen unter Pseudonym erschienen, ist nicht immer (nur) Lust für die Lenden. Ein Fehler, der oft, gerade in Verbindung mit diesem Werk, gemacht wird. Wie der Titel schon sagt: Es geht um Obszönität, und die ist nicht (immer) mit pornografischer Lusterzeugung zu verwechseln. Das gelingt dem Leser auch nicht bei Charles Bukowski, Henri Miller oder De Sade. Hier geht es um ein Spiel des Geistes mit dem Undenkbaren, dem Obszönen, dem, was man nicht denken soll und darf. Und das ist bis ins Fundament gelungen. Auch wenn Sexualität darin eine Rolle spielt: Erotische Inspiration kann auch auf anderen Ebenen stattfinden, denn in der Erzeugung von Lust im Leser. Und dessen war sich auch Bataille bewusst, hat er nicht DAS Werk zu diesem Thema verfasst: „Die Erotik“?

Und hier hat er uns eine großartige Alternative an kleineren Geschichten aus und in einem breiten Fächer offenbart…

(Freie Illustration der Geschichte »Meine Mutter« durch Alexaner Pavlenko)

»Dies Werk ist nun tatsächlich ein Klassiker. Aber Vorsicht mit vorschnellen Kategorien! Wer ist Bataille? Ein Schriftsteller, ein Philosoph, ein Anthropologe, ein Wissenschaftler? Er ist alles und nichts davon. Er entzieht sich den klaren Grenzen und ihm gelingt es, sich einen ganz eigenen Raum zu schaffen. Er ist Grenzgänger des Surrealismus einerseits und des Existenzialismus a la Heidegger andererseits. Er synthetisiert objektive wissenschaftliche Beschreibung mit subjektivem Erleben; nichts ist klar und eindeutig, es gibt kein System, vielmehr den Mangel des Systems, die leere Stelle, das Unmögliche.

Das vorliegende Werk ist zurecht als „obszön“ betitelt, gleichwohl ist es nicht pornographisch. Ganz ähnlich wie bei de Sade muß es dem Leser schwerfallen, das Werk erotisch zu lesen. Sicherlich, es stellt sich hier und da Erregung ein, aber diese Erregung macht nicht im oberflächlich-Erotischen Halt, sie taumelt und dreht sich vielmehr weiter bis zum Unsagbaren. Hier kann sich dann vielmehr Angst einstellen. Das genau ist von Bataille beabsichtigt, den Leser als Subjekt seiner Verkapselung zu entreißen, das Buch, der Text ist nicht mehr ein benutzbares objektives Ding, es findet eine Transgression statt, eine Grenzüberschreitung, die eine innere Erfahrung evoziert, auf das Unmögliche verweisend.«

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8 Gedanken zu “Das Obszöne Werk…

  1. Wo hats du denn die Rezension gefunden? Also ich habe das Buch nach 30 Seiten zur Seite gelegt. Es ist in der Tat surreal und vielleicht brauche ich erstmal eine Pause, um es zu Ende zu lesen, denn das werde ich. Da fand ich den Marquis leichter zu lesen, Miller in seiner prallen Sprache sowieso und selbst Casanovas Teilbiografie war einfacher.

    Aber meine Zeit des „freien“ Lesens neigt sich dem Ende zu. Jetzt sind erstmal wieder Fachbücher angesagt, seufz. Die Gebühren sind bezahlt, der Einschreibebogen weg und ich damit heimgekehrt an die Alma Mater…

  2. Ich schäze, dass auch Du der Verwechslung 'obszön' mit 'derb-erotisch' bzw. 'pornografisch' zum Opfer gefallen bist? *breitgrins* Keine Sorge, da bist Du nicht die erste, der dierser Fehler unterlief, wie man bei Amazon in den Rezensionen nachlesen kann *lach*

  3. nein, ich ging wirklich von Obszön aus und das ist es ja eindeutig, ich hatte eigentlich gar keine konkrete Vorstellung, denn deine Rezension habe ich erst gelesen, als ich die ersten Seiten durch hatte. Klar hatte ich sie vorab gelesen, aber nicht wirklich behalten und so bin ich vom Klappentext aus gestartet. Aber wenigstens weiß ich jetzt, warum ich keine Atemnotspiele mag *grins*…

  4. Das ist doch eine echt geile Szene! *lach* Mann, wie der geile Pfaffe im Augenblick seines Todes noch bombastisch ejakuliert – so möchte ich auch 'abgehen'… *megabreitgrins*

  5. ich wußte, dass du sie magst…*lach*…ich bin jetzt da angekommen, wo sie eine Yacht chartern wollen. Aber für das entspannende Wannenbad habe ich mir Lolita mitgenommen…das war wirklich spannend, die Sichtweise eines Puberosphilen so offen zu lesen, die Sichtweise, einen Blick aus seinen Augen zu werfen…

    Und ich differenziert betrachte und meine Geschichte außen vor lassen kann.

    Mal schauen, wer von den beiden Herren jetzt die Ehre hat mit mir schlafen zu gehen…*grins*…ich darf Morgen arbeiten…

  6. „Das vorliegende Werk ist zurecht als „obszön“ betitelt, gleichwohl ist es nicht pornographisch. Ganz ähnlich wie bei de Sade muß es dem Leser schwerfallen, das Werk erotisch zu lesen. Sicherlich, es stellt sich hier und da Erregung ein, aber diese Erregung macht nicht im oberflächlich-Erotischen Halt, sie taumelt und dreht sich vielmehr weiter bis zum Unsagbaren.“…

    Stimmt. War für mich wirklich schwere Kost, gerade die Geschichte der Mutter konnte ich nur schwer zu Ende lesen. Es weckt wirklich Ängste, man blickt in einen Spiegel, der nicht von Moralvorstellungen verzerrt wird und das Bild welches man sieht, ist schwer erträglich, weil es nur das nackte ich, ohne Ethos, übrig läßt. Die Anziehung, die Liebe uneingeschränkt für Verwandte, denkbar macht.

    Trotzdem kann und will ich nicht diese Grenzen einreissen, denn was Übergriffigkeiten bewirken können, wenn sie unter dem Makel der Moral geschehen, habe ich selbst leidvoll erfahren.

    Aber dennoch danke für den Buchtipp…das Büchlein wird einen Platz in meinem Regal einnehmen und weil ich die meisten Bücher zwei bis dreimal lese, vielleicht nächstes Jahr noch einmal gelesen werden…aber wohl mit der gleichen Raison…

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