(Antwort zu Schwanenschrei's Eintrag ins GB am 19.03.2005)
Ich bewahre schon seit Jahren für mich wertvolle SMS, indem ich sie in mein ständig mich begleitendes blaues Buch eintrage, anderweitig notiere oder gar auf Festplatte übertrage – und der Blog ist nun eine neue Möglichkeit 🙂 Da verbirgt sich mittlerweile ein wahrer Schatz, ganze Freundschaften und grosse Erlebnisse. Und so manches Kleinod, entsprungen hohem Geiste oder höchster Leidenschaft oder gar beidem.
Nur leider ist es so, dass nicht jeder in gleichem Maße mit Kreativität oder Schönheit der Sprache ausgestattet ist, die Phantasie damit entfacht, es mangelt an grossen Partnern. Oder es fehlt manchen einfach der Mut zu all dem, obwohl alles vorhanden…
Ich schätze, ich werde bald einmal die Geschichte einer solchen ganzen Leidenschaft, welche just vorüberging, überarbeiten und einen Tempel (eine Zusatzseite) der Huldigung daraus machen.
glaubst du wirklich, daß du mit sms die „kreativität oder schönheit der Sprache“ finden wirst? oder ist in deiner welt die sms was schiller, goethe, mann für die alten war? den zauberberg als fortsetzungsroman auf sms….
SMS ist eine neue Form, buller. Ein neues Gefäss, wie einst der Brief, den es ja erst seit einigen Jahrhunderten gibt, oder das gedruckte Buch. Diese neue Form schafft eine neue Sprache, einen neuen Guss – und einen neuen Genuss, sowohl in der Schaffung als auch dem Erhalt.
Frag Dich mal: Was hätten wohl Schiller, Goethe, Hölderlin oder Lessing noch grosses leidenschaftliches erschaffen können, hätten sie die SMS gekannt? 😉
die räuber mit 256 zeichen?
d_s _st d_ch _lb_rn. w_nn d_ z_m b__sp__l _ll_ v_k_l_ w_gläßt, d_nn _st d_ch d_r g_nz_ s_nn _ntst_llt
;0)
N_cht g_nz: _s _ntst_h_n n__e M_gl_chk__ten, W_rtsch_pf_ng_n _nd __n_ s_hr __fs W_s_ntl_che k_mpr_m__rte Spr_ch_
Aber das ist ja auch eine Extremform *lach* Nein, der Königsweg geht, denke ich nicht so weit – er befindet sich meines Erachtens irgendwo bei einer mehr dialogorientierten Briefschreibung inclusive neuer Wortschöpfungen.
geil! romeo und julia mit 256 zeichen dialog! oh tuh kän duh und zwar kassieren. warum gehst du nicht zurück zum briefe schreiben? die bleiben auch der nachwelt erhalten. ich werde ganz panisch bei dem gedanken oscar wildes liebesbriefe als sms zu lesen. und dann meine dicken finger und die kleinen tasten!wenn du wirklich extrem schreiben möchtest, dann verteusch duch dia e mit dan a und dia u mit dan i und plopp! steht da ein ganz neues schreib vor dir. mit etwas glück läßt es die schlichtschreibkommision durch
;_)
kann mir jemand sagen was ich damit sagen wollte??
Wer sagt denn, dass die SMS der Tod des Briefes, der Kurzgeschichte, der Novelle und des Romans ist? Mitnichten! Es ist lediglich eine weitere Form mit ihrer eigenen Daseinsberechtigung – die zwar gegenüber den anderen Nachteile, aber auch Vorteile besitzt 🙂 Ich zB schreibe SMS, eMails ((ähnlich dem Brief) und Kurzgeschichten, sogar mal ein Gedicht, wie Du hier lesen kannst. Und alles was daran für mich wertvoll ist wird auch erhalten – selbst wenn sich meine Nachwelt voraussichtlich nicht dafür interessiert *lach*
Kann es sein, das Du ein klitzekleinwenig prinzipiell gegen neue Formen bist, einen Drang zum Konservieren hast, Änderungen skeptisch gegenüberstehst? *frechgrins*
neinneinnein, überhaupt nicht! ich betrachte neue entwicklungen nur etwas kritisch. und ich hatte meistens recht damit. du warst auf meiner seite, hast meine fotos gesehen. kannst du dir vorstellen, mitten in der wüste ein sms zu bekommen? du sitzt oben auf einer düne, sundowner-stimmung UND IRGEND EIN DEPP KLICKT SMS INS CELLPHONE? und nennt dann als entschuldigung “ neue formen der kommunikation!“
außerdem gabs auf der deutschen welle einen bericht über jugendliche in deutschland, die nur noch über sms kommunizieren und wie sich das negativ auf die entwicklung der sprache auswirkt.
natürlich gibt es für jedes gutachten ein gegengutachten, aber sein mal ehrlich: was hat sich seit dem pisa test geändert außer der brutlität der entschuldigungen?
ich spreche die meiste zeit englisch. bei meiner arbeit kenne ich die deutschen fachworte gar nicht mehr. ich hab noch einen deutschsprachigen computer benutzt. wenn ich mit deutscher software arbeite bin ich verloren. sms macht so etwas nicht einfacher.
Es gab auch Skeptiker, als Gutenberg den Buchdruck erfand und Luther die erste Bibel aus dem Lateinischen übersetzte 😉 Ich verstehe ja Deine Bedenken – aber sie können höchstens als Mahnung zum verantwortungsvollen Umgang mit Neuem verstanden werden – wie man es auch mit Altem lernen musste. Btw: Das Handy auf der Düne auszuschalten liegt allein in Deinem Ermessen *lach*
Pisa: Es liegt nicht daran, dass medien vorhanden sind, die eine Entwicklung pervertieren können. Es liegt immer daran, was für eine Kultur für diese Medien entwickelt wird. Und da sind nicht die Entwickler, sondern die Menschen, die Elterngeneration, gefragt. Denn genau da liegt deren Aufgabe: Die Erziehung zu einem verantwortungsvollen Umgang mit allen Dingen des Lebens – ob nun althergebrachten oder neu hinzugekommenen 🙂
Wer sich allerdings dem Zweiteren verweigert, verliert auch die Kontrolle darüber und versagt in seinem Erziehungsauftrag.