Zerreiß-Proben

Nichts lähmt Sexualität mehr als der Irrglaube, sexuelle Sensationen ließen sich alle zwei Tage entzünden. Forscher sprechen von einer reellen Chance auf einen spektakulären Akt einmal pro Vierteljahr.- vorausgesetzt ein Paar akzeptiert wohlgemut den oft banalen Reibach der restlichen drei Monate.

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Eine übersexualisierte Umwelt wird wohl kein unendliches Heer von monogamen Onanisten zeugen, aber eine Folge ist unübersehbar: Die Tendenz Unlust zuzugeben. Und diese Offenbarung ist stark mit dem Wunsch gekoppelt, dem Treib wieder auf die Sprünge zu helfen. Droht tote Hose, steht ganz schnell die Beziehung auf dem Spiel. Mangelnde Libido ist wenig sexy. Dabei hat sie sich (etwa seit den letzten 50 Jahren) weder verstärkt noch bedeutet sie das Ende der Lust. Bloß ist sie in unserer Ära ein Schreckgespenst.

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Heute wird nicht einfach flugs mal in die Kiste gesprungen. Nein, bei Sex 2006 wird – trotz zunehmender Enttarnung – dermaßen von einer Verschmelzung der Körper und Seelen (vor allem auf Seiten der Frauen) phantasiert, dass dem mechanischeren „Rein und Raus“ kaum noch ein neuer Versuch gestattet wird. Es bleibt der Wahn, durchs Liebesnest wie eine Scud-Rakete feuern zu müssen.

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9 Gedanken zu “Zerreiß-Proben

  1. *grins* Du bist wunderbar im Begriff, Sophie, mir eine richtig schöne Steilvorlage für meinen nächsten Blog (heute Nacht, wenn ich endlich wieder nach Hause komme) zu schenken *immernochbreitgrins*

    Aber um bei diesem Thema hier zu bleiben: Was tust Du für Prickeln und Kribbeln, hast Du 'Hausrezepte“ in der Anwendung, konsumierst oder initiierst Du, erfüllst oder erwartest Du? Wie oft passieren bei Dir die „Sensationen“, kennst Du auch die erwähnte 'Unerträglichkeit der Unlust des Überstimulierten'? Akzeptierst Du wohlwollend den 'banalen Reibach' zwischen den 'Ereignissen'?

  2. Als monogamer Ehemann mit 15 Ehejahren (na ja 14 1/2) kann ich sagen, dass im Grunde drei Möglichkeiten beim Sex über lange Jahre hinweg gibt.

    1. Die Scud. In den ersten Monaten oder vieleicht sogar Jahren.

    2. 08/15. Das, was meist nach den vielen Scuds noch übrig bleibt.

    3. Abstinenz. Unsere längste Abstinenz war 10 Monate. Wegen schwieriger Schwangerschaft. Allerdings hatte ein Scud zur Schwangerschaft geführt.

    Der Trick ist keine Scud zu erwarten, aber jedesmal möglichst alles dafür zu tun. Nur ist bei einem Haushalt mit drei Kids nicht immer die Möglichkeit zu den richtigen Vorbereitungen gegeben. Und wenn man dann auch die Möglichkeit zu, 08/15 oder zur Abstinentz akzeptieren kann, dann kommt es immer wieder mal zu einer aussergewöhnlichen Erfahrung.

    Ich habe nun das Glück, getrennt von der Familie arbeiten zu müssen. Da versuchen beide beteiligten beim Wiedersehen sich in jeder Hinsicht entsprechend zu bemühen, so dass die Scud doch öfter mal geflogen kommt.

    Aber wenn sich nicht beide bemühen und darauf einlassen können, wird die Scud sehr schnell zur Rohrbombe. Und da viele Menschen so etwas dann persönlich nehmenund nicht aus der Welt schaffen, gehen an so etwas Beziehungen leicht kaputt.

    Es ist schon einfacher, ein Egoist und u.U. ein Egomane zu sein.

  3. Alle eine Frage der Selbstbeherrschung.

    Bei einer monogamen Ehe ist man(n) da auf sich selber angewiesen.

    Leider liess es ich wegen der schwierigen Schwangerschaft nicht vermeiden.

    Aber das ist vorrüber und eher noch geholfen, die Ehe zusammen zu halten.

  4. Hausrezepte? Das hieße ja, auf altbewährtes zurückzugreifen und genau das ist ja das, was Langeweile aufkommen lässt, womöglich immer am selben Wochentag um dieselbe Uhrzeit in derselben Stellung….

    Es ist schon so, dass sich eine gewisse Routine einschleicht, ein gewisses Schema sich verfestigt. Wenn man voraussagen kann, welches Körperteil er/sie als nächstes berührt, wann er/sie oben/unten sein möchte, dann steckt man bereits mittendrin in der Routine. Da hilft dann nur noch, Bett/Couch/gute Stube zu verlassen und alleine schon durch einen Ortswechsel die Routine aufzubrechen. Wer sagt denn, dass man nur abends und nur im eigenen Bett Sex haben darf? Warum nicht Nachmittags? Morgens? Warum nicht in der Küche? Im Stehen vor dem Spiegel der Flurgarderobe? Warum ihm nicht mal überraschend beim Einkaufsbummel in den Schritt fassen und ihm ins Ohr flüstern, wie geil man seinen Arsch findet, wie geil man auf seinen Schwanz ist, so dass er und man selbst die Rückkehr in die eigenen vier Wände kaum erwarten kann? Warum sich nicht auf einer Party gegenseitig aufheizen, bis man sich im fremden Bad einschließen muss, weil man nicht länger warten kann? Warum sich nicht über den Tag verteilt mit frivolen SMS anheizen, so dass das Abendessen warten muss bis Spannung entladen ist? Ja, ich weiss, Spontanität ist für Paare ohne Kinder leichter umzusetzen; für Paare, die auf niemanden und nichts Rücksicht nehmen müssen. Aber mit einem Babysitter daheim lässt es sich wunderbar in einem Motel einchecken – und ein geiles Rollenspiel daraus machen.

  5. Wirkliche Sensationen sind die Ausnahme, logisch dass nicht jede Nummer eine Sensation sein kann, dann gäbe es kein „naja“ und kein „wooooow“ und alles würde gleich schmecken. Wie oft ich Sensationen erlebe? Keine Ahnung, jedes zehnte Mal? Jedes zwanzigste Mal? Je länger die Abstände zwischen den „Zusammenkünften“, desto eher gibt es ein „Wooooow“. Und wenn man sich ein paar Tage nicht gesehen hat, dann ist die Chance auf ein „wooooow“ wesentlich grösser.

    Naja, Wohlwollen ist ein wenig übertrieben.

    Ich seufze auch schon mal vor mich hin, wenn die letzte Nummer lediglich dem besseren Einschlafen diente. Schlaftablettensex hat jedoch auch seine Berechtigung und man hat eben nicht jeden Tag genug Power und die Zeit, um ein stundenlanges Programm durchzuziehen. Und wenn man abgeschlafft auf der Couch rumhängt, kommt man auch nicht auf die Idee, ihn zu bitten, sich doch mal eben an den Küchentisch zu setzen, damit man selbst darunter kriechen und ihm einen Blowjob verpassen kann, der mit einer ausgiebigen Leckerei gedankt wird.

    Durststrecken sind normal. Dauern sie länger an, ist Weihnachten öfter als gemeinschaftlicher Sex, dann sollte man hinterfragen und nach Lösungen suchen. Chronische Sexlosigkeit ist tödlich für eine Beziehung. Sex ist, auch wenn das immer wieder bestritten wird, ein Lebenselexier, für jeden einzelnen, für die Partnerschaft.

  6. Nachdem hier offensichtlich seit meiner Abwesenheit das große Schweigen mit Ausnahmen herrscht, greife ich also doch selber in die Tasten…

    Hausrezepte können auch ein Methodiken für Neues sein, Sophie 😉 Aber ansonsten gebe ich Dir recht – und würde mir, wenn Du wirklich so handelst wie Du sprichst, genau so eine Frau wie Dich wünschen und immens glücklich sein bis an mein lächelndes Lebensende *lach*

    (im Captcha steht 'FacT' *grins*)

  7. Bei Hausrezept muss ich an die berühmte Marmorplatte denken….

    Unter uns: nein, nicht immer handele ich so, wie ich spreche, der innere Schweinehund macht auch vor den eigenen Laken nicht halt. Und manchmal warte ich auch bockig darauf, dass er sich ja nun auch mal was einfallen lassen kann, anstatt immer nur zu nehmen und darauf zu warten, dass ich mir eine neue Spielerei einfallen lasse.

    Aber, wie beim Joggen oder Krafttraining, ist der innere, faule, bequeme Schweinehund dazu da, ihm in den Arsch zu treten und ihm keinesfalls zu erlauben, das Ruder in die Hand zu nehmen.

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