Tag: orgiastisches Erleben
Lieber Herr Gerd Braun,
Ihr Blog fasziniert mich und stößt mich gleichzeitig ab. Die manchmal doch vulgäre Wortwahl, ist nicht so wirklich was für mich.
Sie scheinen das aber drauf zu haben, mit dem Sex…
Vielleicht haben sie eine Erklärung für meine mir manchmal unverständlichen Gedanken…
Ich lebe in einer festen Beziehung, war nie ein Kind von Traurigkeit, ich habe meine Erfahrungen gemacht, ich weiß was mir gefällt und wie ich es kriege. Weiß auch, dass ich nicht alles kriegen kann und habe die Gelassenheit davon Abstand zu nehmen.
In meinem Kopfkino laufen manchmal ähnliche Szenen, wie sie sie in ihrem Blog beschreiben.. wenn ich sie versuche zu leben, ist das Gefühl weg. DAS Gefühl.. dass einen nicht nachdenken läßt, sondern nur machen, pure Reizverfolgung. Es ist nicht so, dass ich keinen Spaß am Sex hätte, aber Kopfkino ist besser.
Auch wenn das Kopfkino läuft, kann es passieren (obwohl keiner was falsch gemacht hat), dass es einfach abschaltet. Mittendrin fühle ich mich dann so „Was tue ich eigentlich hier“ ? oder auch „bääähhh sofort duschen“..
Das was vor dem Sex passiert finde ich manchmal prickelender, als den eigentlich Akt an sich.. (also nicht das Vorspiel), sondern dass beide den anderen begehren bzw. mit unvermittelter Körpersprache das zum Ausdruck bringen. Sobald klar ist, was passiert, ist DAS Gefühl weg.
Ich wundere mich über mich selbst, dass ich ihnen diese Mail schreibe.. vielleicht Neugier was sie dazu sagen (ob sie überhaupt was dazu sagen)..
Diagnose meiner Freundin dazu: Du denkst zuviel. Lass das mit dem Denken.
Kann ich aber schlecht abschalten.
Da ich wie gesagt in einer festen Beziehung lebe, bitte ich um Diskretion. Ich denke es würde meinen Partner verletzen. (bitte jetzt nicht: sie müssen mit ihm reden bla bla..- wir haben Spaß zusammen im Bett und ich möchte keinen anderen Partner). Ich möchte nur wissen, wie das mit dem Kopfkino funktionert bzw. warum eben manchmal nicht.
In schonungsloser / tabuloser Erwartung
Ihre M.
Mmhh, Dein 'Problem' ist kein aussergewöhnliches. Sondern ein weit verbreitetes. Ich hatte es einst auch. Aber das ist schon eine ganze Weile her.
Natürlich gibt es dafür keine Patentlösung, kein 'Erfolgsrezept', genauso wenig wie es ein Erfolgsrezept für eine erfolgreiche Beziehung oder für 'wie-wird-man-Millionär' gibt. Aber es gibt Dinge, welche alle gemeinsam haben, welche dieses 'Problem' beschäftigt als auch gemeinsame Entwicklungen welche all jene gemacht haben, welche sich davon erfolgreich lösen konnten.
Natürlich ist es leicht gesagt, 'man müsse nur den Kopf abschalten' oder 'Du musst mit Deinem Partner reden'. Zu leicht gesagt. Denn fast immer liegt es gar nicht am Partner. Und zum anderen kann man 'den Kopf nicht abschalten'. So, Sackgasse, denkst Du jetzt wohl.
Nein, das ist keine Sackgasse.
Der Kopf spielt trotzdem die entscheidende Rolle, es ist Dein Gedanke, Deine Erwartungshaltung, die Schiene auf welcher Dein Zug fährt, es sind Deine inneren ungelösten Konflikte beziehungsweise Deine inneren Widersprüche, es ist Dein eigenes Verhältnis zur Sexualität, Deine (durch Dich wieder änderbare, korrigierbare!) Erziehung in Sachen Sexualität und Moral, Deine Reinlichkeit, To-do-or-not-to-do-s, 'pervers', unanständig, anständig-wirken-wollen, ich-will-nicht-als-
eine-solche-von-meinem-Partner-erkannt-werden-da-
verliert-er-ja-jede-Achtung-vor-mir, Nein-so-eine-bin-ich-nicht-wirklich! und und und…. Das meiste wohlgemerkt völlig unbewusst! Aber durch aktive Bewusstwerdung durchaus auch lösbar, M.
Ich denke, Du verstehst was ich damit meine?
Nur mal selbst ein paar simple Auszüge aus Deiner eMail an mich:
»Ihr Blog fasziniert mich und stößt mich gleichzeitig ab«
»Die manchmal doch vulgäre Wortwahl, ist nicht so wirklich was für mich«
»“Was tue ich eigentlich hier?“«
»“bääähhh sofort duschen“«
Klar, aus dem Kontext gerissen – aber dennoch Hinweise darauf wie bei Dir der Hase läuft. Harte Wortwahl zu hartem Sex ist bei Dir 'vulgär'. Du findest eigene Wünsche in meinem Blog wieder, die Dich aber zugleich wieder abstossen. Dann wieder anziehen. Dann wieder… Du kippst aus Deiner Erregung aprupt heraus, weil Dir ein 'Nein'-'No-Go'-'Igitt'-'So-nicht!'-Gedanke hart in die Seite grätscht.
Aber wie das ändern?
Indem Du Dich diesen Widersprüchen stellst, wenn es sein muss einem nach dem anderen: Dich wirklich mal zB mit dem Konflikt Hygiene?Natürlichkeit beschäftigst, Stichworte zB Geruchs- und Geschmackslust, natürliche Köprerlichkeit bei Dir und bei ihm/ihnen. Dich mit dem scheinbaren (nicht nur sprachlichen, sondern auch gedanklichen, gefühlten!) Konflikt Vulgärität?Überbordende Geilheit zusammen an einen Tisch setzt und diese miteinander versöhnst, und sei es dadurch dass Du schreibst und vulgäre Sprachübungen machst. Nach tatsächlichen – nicht gedanklichen! – 'Äbäs' bei Dir suchst und denen einen gehörigen Arschtritt verpasst. – – Na, Du wirst schon herausfinden wie sich diese Reihe fortführen lässt, Du bist offensichtlich intelligent und nicht ungebildet…
Jetzt kommt das, worauf das ganze hinausläuft: Akzeptanz.
Vollkommene Akzeptanz Deiner Selbst. Deiner Lust. Deiner Gier. Deiner perversen, animalischen Natur. (ich hab jetzt hier absichtlich pervers nicht in Anführungszeichen gesetzt)
Volkommene Akzeptanz der Situation.
Volkommene Akzeptanz des und der jeweiligen Partner des Moments.
Vollkommene Akzeptanz aller Rahmenbedingungen wie Ort, Zeit, Licht, Geruch, Geschmack, Geräusche, des (selbst vulgärsten!) Gesagten…
Und: Wollen.
Du musst den Augenblick wirklich wollen, mit jeder Faser Deines Seins. Steigere Dich ruhig hinein, hyperventiliere, trink anfangs von mir aus guten Wein oder zieh Dir ein paar Züge einer Tüte rein, saug den Augenblick auf mit jedem Sinn der Dir zur Verfügung steht, akzeptiere Dein Wollen und mach es zum einzigen Zweck, nimm, raube, stehle, fresse, saufe, sauge, beisse, schmatze. Sei – das – Tier. – – – Das Tier das Du Dir stets verbieten hast lassen, es zu sein. Denn es ist das Tier in Dir, das Deine unbändigste Lust trägt – und nicht Dein Intellekt! Du musst das Tier, das Du (nicht nur in Deinen Gedanken) bist, leben wollen.
Das Tier in allen Facetten, mal sanft und anschmiegsam, mal Raubtier, dass mit Krallen und Zähnen zu schlägt. Aber eben das Tier in sich lieben lernen, schätzen lernen, die ganzen kulturellen Bremsklötze lösen und es wird unglaublich!
Mon cher, auch wenn du nicht alle retten und wach küssen kannst *breitgrins*, die, die dich kennen und lieben, werden das Animalische schätzen, kein Neid, keine Eifersucht sondern pure hedonistische Lust, sich mit freuen, Epikuur gleich dem Schönen zu getan…
Und der Weg ist nicht immer leicht, aber es lohnt sich
Und deshalb höhlen wir mit Genuß weiter die verspießten Moralvorstellungen aus….
so wahr *seufz*
WIe erklärt man sowas eigentlich, ohne das direkt so zu sagen/schreiben? Das funktioniert nämlich leider nicht. *seufz*
Wieso Umschreibungen suchen, wenn Direktheit schneller und ehrlicher ist, Fallenangel?
„Das Tier in dir leben wollen“ – Ja, genau.
Ich hatte einen Partner der das grossteils machte. Und einen der es kaum machte.
Resultat: herrlicher, befreiter und befreiender, wolllüstiger, gieriger,… Sex mit dem einen Partner.
Und mit dem anderen?: ja, ganz nett… Bis er sich mit dem „Tier in sich“ anfreundete und akzeptierte, dass es da war.
Leider trauen sich viele nicht sich fallen und dem „Tier“ die Kontrolle zu überlassen …