Offene Beziehungen und Kinder

Eine grosse Anzahl der Paare welche regelmäßig in einen Swingerclub gehen (und das sind in D Millionen), haben Kinder. Auch wenn ich diese erst kürzlich aus dem 'Kreise der offenenen Beziehungen' ausgegrenzt habe: Sie leben zumindest den Knackpunkt, an dem sich die Umwelt aufreibt, also letztendlich die Kinder betroffen sind. Auch in so mancher mittlerweile weitverbreiteten Patchwork-Family kommt es zu sexuellen 'Verwurschtelungen', welche den Kinder mittelfristig nicht verborgen bleiben. Und bei geschiedenen Eltern, welche neue (feste oder wechselnde) Sexualpartner gefunden habe, ergeben sich ähnliche Fragestellungen bezüglich der Kinder. Es wird also bereits gelebt und – wie ich denke – auch ohne grosse Folgen für die Kinder. Welcher Art sollten diese auch sein? Rufverfolgung in Kindergarten und Schule? Das sind Dinge, die auch ohne das Thema 'offene Beziehung' passieren. Wenn ein Kind dafür empfänglich ist, findet sich unter Kindern immer ein Thema, und sei es nur der Underdog-Beruf eines Vaters, 'lapidares' wie die Haarfarbe, Unsportlichkeit, fehlende Markenklamotten oder vieles vergleichbare – für ein Kind mindestens genauso schlimm, eine Achillesferse die gleich brennend schmerzt. Da gilt es unabhängig des Themas immer, den Kindern durch Erklärungen den Rücken zu stärken, eine schwierige aber durchaus alltägliche Aufgabe, die viel zu deren späteren hoffentlich gesunden Selbstbewusstsein beträgt.

Eine offene Beziehung begründet sich zwar ursprünglich meist auf dem individuellen Egoismus (zumindest eines, wenn nicht gar beider Elternteile), findet aber seinen wahren Knackpunkt, seine wahre Schwierigkeit und somit seinen Kern im Altruismus. Denn letztendlich muss der Egoist diesen seinen Egoismus völlig über Bord werfen, um altruistisch dem Partner entgegen jeglicher Facette seiner eigenen (Eifersucht-)Erziehung die gleiche Freiheit zu gönnen und sie zu 'ertragen', was um einiges schwieriger ist als das leichtfertige Ausleben des eigenen Geschlechtstriebs. Die gescheiterten 'Experimente' in meinem engeren und weiteren Umfeld sprechen dazu mehrere Bände. Das ist die Wahrheit einer offenen Beziehung! Also ist eine offene Beziehung in erster Linie nicht egoistisch. Sie ist es lediglich auf den hinteren Rängen.

Last but not least ein Zitat aus Wikipedia:

»Oft wird befürchtet, dass nicht-ausschließliche Beziehungen negative Folgen für Kinder haben könnten. Die Praxis zeigt jedoch, dass dies nicht der Fall ist, sofern die Bezugspersonen in einer stabilen Partnerschaft leben. Bei Teenagern in der Phase der Identitätsfindung kann eine solche Beziehungsform der Eltern Unsicherheit auslösen; Kleinere Kinder profitieren oft von den zusätzlichen Bezugspersonen (siehe die Bücher von Wend-o-Matic und Easton und Liszt im Abschnitt Literatur). Bei Heranwachsenden aus solchen Familien kommt es sowohl vor, dass sie nicht ausschließliche Beziehungen als zusätzliche Option betrachten, als auch, dass sie eher traditionelle Lebensentwürfe wählen. Gelegentlich wird berichtet, dass Kinder weniger oder gar keine Eifersucht zeigen, was die Hypothese stützt, dass Eifersucht eine (wenn auch tief verwurzelte) kulturelle Norm darstellt.«

-> Offene Beziehung<

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18 Gedanken zu “Offene Beziehungen und Kinder

  1. ich glaube das unsere kinder da hineinwachsen werden, genau wie sie in unsere scheidungswelt mittlerweile hineingewachsen sind und ebenso in die beziehung zwischen gleichgeschlechtlichen paaren.

    das problem ist blos ob man das recht hat seine kinder auf diese vielfälltigen arten zu prägen… ich bin da mit meiner meinung und meinem denken auch noch nicht zuende…zugegeben. ich lern ja selber noch. jeden tag.

  2. Ich denke, Birgit, was das Thema 'Prägung' angeht spricht der letzte Satz wahre Bände *grins* Und Altruismus ist nun mal wirklich eine Art der Prägung welche unsere Gesellschaft mehr denn je ganz dringend braucht…

  3. Umso besser, finde ich, unsere Kinder und Kindeskinder ein wenig von diesem Übel zu entlasten – und ihnen die Chance zu geben unseren erst mal bescheidenen, weil unbeholfenen Anfang weiterzuführen, wenn sie das durch unser Vor-Leben verstehen und auch selbst für sich dann eventuell wollen 🙂

  4. Das werden sie aber erst später verstehen, wenn sie es überhaupt verstehen wollen und nicht – wie es alle Kids machen – grundsätzlich alles ablehnen, was von den Eltern kommt.

    Dieses Naturgesetz kennt jeder, der mal einen eigenen Willen hatte 🙂 .

    Aber die Zeit bis zu dieser Reife, vor allem die Hege- und Pflegezeit, die Zeit, in der Kids die sooo wichtige Ansprache, Kommunikation und Liebe brauchen – die ist wahnsinnig anstrengend, wenn Du es gut machen willst, altruistisch im Besten Sinne. Ich rede von Zeit und Beschäftigung, die das Kind von sich aus fordert und das „große“ Recht hat dazu. Und ich rede von echter Liebe, und dieser Ausblendung von Egoismen, von dem Hintenanstehen persönlicher Interessen ;-).

  5. Dem letzten Satz muss ich entnehmen, J., dass Du es nicht verstanden hast…

    Lass es mich anders sagen mit einem zugegeben krassen Vergleich: Eltern die Eifersucht und durch gesellschafliche Sanktion motivierte Monogamie auf ihre Kinder übertragen, handeln egoistisch, nicht altruistisch – denn sie wiederholen Traditionelles aus denselben Gründen und mit denselben Argumenten, weswegen auch Mädchen und Jungen in vielen Teilen der Welt beschnitten werden: Zum Besten dieser Kinder bezüglich derer sozialen Integration – ungeachtet derer individuellen Entscheidungsfreiheit, welche ihnen dadurch schon im Vorfeld genommen wird. Von Generation zu Generation…

  6. „Dem letzten Satz muss ich entnehmen, J., dass Du es nicht verstanden hast… “

    Du hast nicht gelesen, was ich schrieb. Und nicht lesen wollen.

    Windeln zu wechseln, nachts kaum durchschlafen zu können, arbeiten zu müssen. Keine Party, kein Events, die Libido geht zurück, muss sich neu aufbauen, die Gemeinsamkeit.

    Ich glaube, Du überschätzt Dich.

  7. Hm, schwieriges Thema …

    Wir prägen ja unsere Kinder zwangsläufig immer irgendwie, läßt sich ja gar nicht vermeiden, da Kinder mit riesen Antennen ausgestattet sind und auch unausgesprochene und vor allem „versteckte“ Dinge schneller bemerken als wir überhaupt Piep sagen können!!!

    Eltern zu sein bedeutet auch nicht mehr nur für sich alleine verantwortlich zu sein, in jede Entscheidung muß ich auch die Kinder mit einzubeziehen, ich kann nicht auf Tod und Kaputt meinen Weg weitergehen ohne Rücksicht auf Verluste, ich muß dann einfach weiter denken und die „Folgen“ meines Handelns abwägen, eine mitunter verflixt schwierige Gratwanderung…*seufz*…

    Wichtig ist meines erachtens, daß wir den Kindern ganz klar vermitteln können, daß es verschiedene Lebensmodelle gibt und jedes dieser Modelle völlig in Ordnung ist SOLANGE NIEMAND der Beteiligten darunter leidet!

    Sei es Beziehungsform, Hobbys, etc.

    Just my two Cents…

    Die Muse

  8. Absolut korrekt, Muse 🙂 Der Knackpunkt allerdings ist: Die Kultur der Monogamie in der existierenden verbreitung beansprucht das Wahrheits-Monopol für sich, greift alles an was von ihr abweicht. Verneint das Vorhandensein und die moralische Existenzberchtigung jeglicher Alternative. Erklärt sich selbst zum göttlichen und moralischen Credo. Verunglimpft und spricht gesellschaftliche Funktionalität ab. Trotz vieler Gegenbeispiele, die schlichtweg ignoriert, nein sogar verdrängt werden.

    J., eine gut gelebte Polyamorie ist sogar in der Lage (zB als Patchwork-Family), solche Überlastungserscheinungen wie Du sie hier für Freiheit, Lebensqualität und Libido aufzeigst besser aufzufangen und zu bewältigen als ein (zu kleines?) monogames Zweierteam 😉

  9. Ich denke, dass es vollkommen wurscht ist, in welchem Verhältnis die Menschen leben, die ein Kind großziehen, solang im Haushalt nicht ständig nur Zwietracht herrscht und dem Kind die gehörige Portion Liebe, Aufmerksamkeit und „Training on the life“ zukommt.

    Kindererziehung ist, denke ich, nur sehr lose mit der Beziehungsform der Erzieher verbunden.

    Das sage ich als ehemaliges Kind und als Mensch. Nicht mehr und nicht weniger.

  10. Rein theoretisch ist es, meine ich, gleichgültig, aus wie vielen Personen eine Familie besteht, welches Geschlecht diese Menschen haben, in welcher Beziehung sie zusammenleben. Probleme, die sich mit der Erziehung von Kindern ergeben, mit ihrer bloßen Existenz, treffen alle gleich. Und jede Art Familie – sofern sie auf einer stabilen Grundlage beruht – kann diese Probleme gleichermaßen lösen. Wichtig für Kinder ist eben diese Stabilität – verlässliche Bezugspersonen, emotionale Sicherheit.

    Kinder und offene Beziehungen … Das Ideal einer offenen Beziehung, wie du es hier beschreibst, sollte Kindern eine Familie geben können. Was die Probleme bezüglich mangelnder gesellschaftlicher Akzeptanz betrifft, ist es für Kinder, fürchte ich, nicht so einfach. Die Hänseleien, denen sie ausgesetzt sein können, betreffen immerhin direkt ihre Familie. Kinder reagieren auf Beschimpfungen und Beleidigungen ihrer Eltern (durch andere Kinder oder Erwachsene) zum Teil äußerst sensibel. Und ein vielleicht einfach nur ins Blaue gerotztes „Deine Mutter treibt's doch mit jedem“ trifft verdammt hart. Damit will ich nicht Selbstverleugnung predigen. Ich halte es nur für bedenkenswert, vor allem hinsichtlich der Vermittlung eines sicheren Wertegefüges und Selbstbewusstseins.

    Wirklich schwierig wird es für Kinder, denke ich, wenn sich die Beziehung der Eltern verändert. Wenn eine offene Beziehung entstehen soll. Da ist viel Raum für Verlustängste und Misstrauen. Und da wären wir wieder bei der Grundlage, der stabilen Partnerschaft.

  11. Musste gerade grinsen bei dem Beispiel von babs „Deine Mutter treibt's doch mit jedem“, weil mir dazu spontan ein netter Konter einfiel… »Und Deine Mami kann keinen sonst lieben als den einen« *breitgrins*

    Ach was soll's, Kindern hänseln sich immer, und wenn's nur um Markenklamotten geht, und werden auch irgendwann und irgendwie damit fertig, das gehört auch zum erwachsenwerden…

  12. „Und deine kann gar keinen richtig lieben!“ – Das ließe sich weiterführen bis zur Eskalation. Ich bleibe dabei, das diese Sprüche stärker an die Substanz gehen, als es solche über Markenklamotten jemals können.

  13. Das kann ich nachvollziehen – tut es mich auch immer wieder, Lucia.

    Aber dann wird es wieder und wieder provoziert… allerdings werde ich von Mal zu Mal auch müder, immer diesselben Argumente gegen immer diesselbe oft aggressive Unwissenheit zu richten. Vielleicht ist ja die Zeit gekommen, (m)ein 'Exil der bereits Wissenden' zu suchen? Denn so richtig hören will es ja keiner: es soll im Gegenteil eher beginnen zu schweigen… 🙂

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