Die wahre Dekadenz

Bei manchen (und nicht gerade wenigen) Gelegenheiten schiesst mir immer wieder der revanchistische Gedanken durch den Kopf, man m?ge jungen Menschen (aber auch dem einen oder anderen ?lteren) Dinge und M?glichkeiten entziehen um ihnen deren wahren grossen Wert erst einmal vor Augen zu f?hren – solange bis sie sich deren w?rdig erweisen. Denn bei solchen Gelegenheiten treten sie diese mit ihren F?ssen: die Dinge und M?glichkeiten, f?r deren Erringung Menschen vorheriger Generationen verzweifelt gek?mpft und gelitten haben oder gar gestorben sind, ihre Existenz, ihr Dasein, ihr Leben hingegeben haben.

Dazu geh?ren nicht nur materialistische G?ter weit jenseits von Essen und einem Dach ?ber dem Kopf sondern auch Rechte und gesellschaftliche M?glichkeiten wie Demokratie, die selbstbestimmte, freie Sexualit?t, Rede- und Pressefreiheit, die Abschaffung der Folter, der Willk?rlichkeit staatlicher und anderer M?chte u.v.a.m.

Ich sch?me mich solcher Gedanken. Aber sollte ich das auch? Ist das vielleicht der Fehler?

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13 Gedanken zu “Die wahre Dekadenz

  1. Nachdem ich nun fast 1 1/2 Jahe als Gastarbeiter in einer der teuren Ecken Deutschland arbeiten darf, haben sich meine Bedürfnisse und Ansprüche sowohl an materielle als auch an immaterielle Dinge, von denen ich Glaube, ich brauche sie zum Leben, ziemlich verringert.

    Man wird in bestimmten Situationen sehr genügsam. Aber wenn alles im Überfluss vorhanden ist, macht man sich keine Gedanken darüber, wie es zu der Überflussituation gekommen ist. Dass, materiell, manchmal 2 bis 3 Generationen schwer gearbeitet haben und die jetzige es dadurch leichter hat.

    Das 2, 3, 4 oder mehr Generationen um Rechte und Freiheiten gekämpft haben und, wie Du schon sagtest, u.U. auch für ihre Überzeugungen gestorben sind, damit wir ein in unserer jetzigen Freiheit (Redefreihei, freies Sexualleben, Wahlfreiheiten in Politik und geografisch) leben können.

    Ich bin im Moment zwar nicht glücklich, aber zufrieden. Nicht ohne Ehrgeiz, aber mit bescheidenen Bedürfnissen und viel Geduld.

    LG Uwe

  2. Das liberale Bürgertum gibt den Kids doch gar keine Chance zum Konflikt. Alle verstehen sich, alle suchen die Mitte, den Konsens. Vor allem ihren Kids geben sie viel Liebe, Zeit, Verständnis, Zuhören, Verstehen mit. Ich auch meinen ;-).

    Nur – daran liegt es: Sie müssen sich nicht durchsetzen, weder materiell, und das ist neu: Auch nicht emotional und wenn, dann wird alles schnell gemütlich und gemeinsam abgebügelt.

    Wie sollen sie denn physisch erfahren, wie schwer es sein kann, Rechte zu erlangen? Würde mein Sohn mir sagen: “ Ich mag Männer“ – so what? Er müsste nicht um jeden Millimeter Freiraum kämpfen, nicht um jedes Nanogramm Vertrauen.

    Ich habe selbst in meiner Jugend um jede Freiheit kämpfen müssen. Vor allem, mir die Freiheit zu nehmen, aus einer verlogenen Kindheit auszubrechen. Das müssen junge Leute oft nicht mehr.

    Das war keine Verallgemeinerung.

    Wenn es Menschen nicht gut geht, werden sie kreativ und kämpferisch. Es geht aber vielen, scheinbar, recht gut.

  3. Das kann man nicht verallgemeinern.

    Aber weitaus besser mit verständnisvollen, toleranten Eltern. Das waren meine nicht. Und viele meiner gleichaltrigen Bekannten auch nicht.

    D U würdest Deine Kids sicher nicht anders erziehen? Oder würdest Du sie um jedes Stück Toleranz kämpfen lassen, gegen Dein Herz und Deinen Verstand?

    Every Generation has its own Disease (Fury in the Slaughtehouse). And I´ ve got mine —

  4. Gute Frage… vielleicht muss ich tatsächlich ein fettes Stück Intoleranz finden, gegen das sie zu kämpfen haben um zu verstehen… mal darüber nachdenken. Aber die Frage ist tatsächlich gut!

  5. Du willst mit Deinen Kids Theater spielen? Den wahren Kern nicht zeigen, sondern Dich hinter irgendwelchen (selbst auferlegten) Mauern verstecken?

    Hatten wir das nicht alles schon mal?

  6. Nein, das will ich nicht – aber in jedem Menschen findet sich eine 'intolerante Zone'. Und es wäre solchen Argumenten zufolge nicht gerade die schlechteste Sache, diese nicht zu verstecken. Oder was meinst Du?

  7. Mit Sohnemann spiele ich dann Impro-Theater, wenn er einen auf oberschlau, selbstgefällig und intolerant macht. Dann spiele ich auch das intolerante Arsch oder – meist noch besser – den Ignoranten. Wenn er merkt, da kommt nix mehr bei mir an, ist da schnell der Rückzug da. Ein einfaches „Soso“ hat da schon schnell ein paar Erklärungen mehr rausgeholt 😉

    Das Spiel geht aber nur, wenn großes und tiefes inneres Vertrauen da ist, denk ich. NUR dann! Sonst machst Du was kaputt.

    Das schöne ist bei uns: Bei mir findet er mehr Toleranz, als zu Hause. Inkl. Musik. Wenn der Vater „Green Day“ mit „Wake me Up“ tierisch geil findet und sogar den Text zu für ihn übersetzt und beim Video noch erklärend einwirkt, haste auch schnell die intolerante Zone bei ihm erwischt. Kinder m ü s s e n, daß was Eltern gut finden, erstmal nicht mögen. Beschissen finden. Das ist Naturgesetz.

    Laß dieses „Spiel“ nur ein Spiel sein. Ab und zu. Ein Blick reicht dann, um den Kids zu sagen „Halllooooo?!“. Ein kurzes Einrenken, keine permanente, instrumentalisierte Psychoüberwachung.

  8. @joshuatree

    Es ist aber sehr schwierig, so ein Vertrauensverhältniss auf zu bauen.

    Einige Eltern, die ich kenn, meinen, man könne, so mit 11 oder 12 und kurz vor der Vollpubertät, anfangen, irgendwelche Vertrauenbildende Massnahmen bringen. Aber vorher die Kids oft genug entäuschen und ihr Vertrauen missbrauchen. Und das funktioniert ja schon im Ansatz nicht.

    Aber wenn das Vertrauen da ist, hast Du nicht unrecht.

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