Grenzen immer wieder hinterfragen

Angeregt durch eine gerade laufende Kultur-Radio-Sendung drei bitte v?llig losgel?st voneinander zu betrachtende Fragen:

– Ist eine inzestu?se Liebesbeziehung (hier angenommen: unter Erwachsenen) im Zeitalter der effektiven Schwangerschaftsverh?tung immer noch in jedem Fall verwerflich?

– Definiert sich P?derastie* bei welcher der j?ngere Partner geschlechtsreif ist gesellschaftlich betrachtet eigentlich nicht hauptmassgeblich durch den vorhandenen oder nicht vorhandenen Altersunterschied zum ?lteren Partner? (-> Im Kontrast zu Sex zwischen gleichaltrigen Minderj?hrigen) Und spielt das Geschlecht des ?lteren Partners gesellschaftlich betrachtet nicht auch eine erhebliche Rolle bei der Bewertung ob P?derastie* vorliegt oder nicht?

*P?dophilie ist entgegen der landl?ufigen Meinung lediglich die Zuneigung, das Faible, P?derastie die vollzogene Handlung.

– Worin liegt der Sinn und Zweck, Kinder vor lebensnahen Darstellungen von Sexualit?t abzuschirmen bzw. gelebte elterliche Sexualit?t unter allen Umt?nden „geheimzuhalten“?

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10 Gedanken zu “Grenzen immer wieder hinterfragen

  1. – ich bin da hin- und hergerissen. einerseits hat man eine viel „weitere“ beziehung zu seinem bruder/seiner schwester, als eine sexuelle und man zerstoert das.

    andererseits aber auch sicher den wunsch zu wissen, wie es mit dem anderen waere, wie er sich anfuehlt. oder zumindest die vorstellung schonmal gehabt. und durch ein einmaliges ausprobieren diesen wunsch befriedigt und die beziehung zueinander kann eine viel bessere werden. wie in einer guten freundschaft. und auch eine gute freundschaft kann zu liebe werden.

    rein logisch betrachtet, sehe ich nichts verwerfliches darin. aber der gedanke, mit meinem bruder sex zu haben oder in gar zu lieben, eine beziehung mit ihm zu haben – nein. und zwar vorallem, weil ich eben viel zu viel mit meinem bruder zu tun habe, wie einander gegenueber distanziert sind, miteinander nicht ueber gefuehle sprechen wuerden und doch voneinander viel wissen. und das finde ich gut so.

    – das ist so wohl richtig.

    ich denke, das geschlecht des aelteren spielt eine rolle, weil maenner in ihrer sexualitaet als viel (von ihrem eigenn koerper) „gezwungener“ empfunden werden.

    eine liebesbeziehung zwischen einem maedchen und einem mann finde ich in ordnung – solange der mann nicht immer nur beziehung zu maedchen hat. warum ich das so empfinde, weiß ich nicht.

    – ich habe mich frueher vor pornos geekelt und hatte albtraeume. sie kamen mir sehr brutal vor und ich war davon angewidert, wie ungehalten die darsteller waren, es ließ sich keinerlei feingefuehl erkennen. und so ist sex nicht, zumindest nicht immer. erregte und ungehaltene menschen (auch emotionen, wut) sind aus der sicht eines kindes abartig, denke ich, zumindest waren sie das aus meiner.

    das selbe bei der sexuelitaet meiner eltern – ich wurde nicht ferngehalten, hielt mich aber selber fern. ich fand es abstoßend, meinen eltern so animalisch zu erleben. wir hatten immer einen wohnwagen

    man kann das so frueh einfach nicht verstehen, denke ich.

    vielleicht manchmal etwas an der frage vorbei. mh.

  2. *phew* Da hätt' ich wohl diese Fragen in getrennten Blogs behandeln sollen, kunigunde *smile*

    Im Prinzip kann ich alles nachempfinden was Du sagst. Es beantwortet allerdings nicht die Frage, warum Inzest nicht sollen dürfen sein kann. So sehr, dass selbst das Gesetz es hart bestraft. Und es beantwortet auch nicht die Frage, warum die Ächtung der Päderastie sich gesellschaftlich (abweichend vom gesetz, btw) sich so definiert.

    Etwas zum Einwand möchte ich zu letzterem sagen: Das vorhandensein von Pornografie wie sie heutzutage ist wird vor allem dadruch erklärt, dass speziell die Nischen dessen, was darstellerisch unter 18 verboten ist, dort in seiner geballten Monokultur dargestellt wird. Pornos sind also so, weil sie die Restmenge eines Verbots darstellen.

    Mal angenommen, es gäbe kein Verbot der Pornografie, freizügigste Sexualszenen wären natürlicher Bestandteil zB in Liebesfilmen, Biografien, Soap-Operas und Menschen würde mit dieser Impilzierung, dieser Integration aufwachsen – träfen dann Deine Einwände noch zu? Oder würde die Erregtheit und Ungehaltenheit nicht als etwas völlig normales empfunden werden da Teil eines grossen Ganzen? Und würde dann nicht auch die Sexualität der Eltern in den Augen derer Kinder nicht als etwas viel normaleres, ja geradezu natürliches empfunden?

    Früher lebten und schliefen – und das über viele Jahrtausende hinweg, erst das 19. Jhrdt. brachte die Veränderung – die Menschen auch zusammen in einem grossen Raum, der Schlafraum jeder Hütte war vorgelebte Sexualität für die nachfolgenden Generationen, ohne dass mir eine daraus resultierende negative Konsequenz egal welcher Art bekannt wäre.

  3. Hm, zu der Päderastie-Sache: Ich denke schon, dass es ehrliche Liebesbeziehungen zwischen Minderjährigen und Volljährigen (so simpel ausgedrückt) gibt. Hört sich doof an, klar akzeptieren die meisten die Beziehung zwischen einer 16jährigen und einem Mann, der meinetwegen Anfang 20 ist.

    Aber: Wo ziehst du die Untergrenze?

    Kindliche und erwachsene Sexualität unterscheiden sich massiv voneinander, und jeder Mensch hat seine eigene Geschwindigkeit was die Entwicklung der Sexualität angeht. Was also dem einen guttut, schadet dem anderen.

  4. Es gibt im Prinzip nur eine Untergrenze: Die der zwei beteiligten Inidviduen.

    Aber trotzdem masst sich jeder in unserer Gesellschaft an, seine persönliche Untergrenze sei die allgemein zu akzeptierende.

    Ich denke Du würdest zB eine Kombination aus 15 (f) und 45 (m) nicht akzeptieren können, acuh wenn Du 16 und knapp >20 tolerierst. Obwohl ich bezweifle, dass die beiden Männer eine prägnant unterschiedliche Secualität hegen. Im Prinzip müsste man aus Gründen der Verantwortungsfähigkeit und Einsicht sogar die Beziehung zum älteren von den beiden bevorzugt tolerieren 😉 Aber dem ist eben nicht so.

    Zumindest nicht in unserem Kulturkreis, in anderen (zB Japan) sieht das wieder ganz anders aus!

    Und wie würde es bei Dir aussehen, wären der junge Mann 15 und die Frau 45?

  5. Für mich spielt das Geschlecht der beiden keine Rolle. Klar ist es eher ungewöhnlich, dass ältere Frauen jüngere Partner haben, aber ich kann schon verstehen, dass meine Oma keinen Partner in ihrem Alter haben möchte, weil die ihr zu unattraktiv sind.

    Dass die Untergrenze von jedem selbst gezogen werden muss ist mir klar, aber hierbei geht es nicht nur um körperliche, sondern auch um geistige Reife. Würde so ein Gesetz, dass zum Schutz der Jugend eingerichtet wurde, nicht existieren, würde man vielleicht niemanden zu Unrecht verurteilen, aber oft, und das ist leider wirklich so, werden unreife von reiferen Partnern ausgenutzt.

    Denn es ist leider so, und wenn ich es mir Recht überlege habe ich selbst diese Erfahrung auch schon gemacht, dass sich die unerfahrenen Partner nach der Sexualität des erfahrenen richten. Darin kann eine Art Zwang liegen, dem man sich unbewusst unterwirft. Und das kann dem jeweiligen Menschen schaden.

    Ich selbst habe mich Zeit meines Lebens nie für Männer interessiert, die jünger als 20 waren, und das hat auch seine Gründe. Dennoch denke ich, dass es wichtig ist, aufzupassen in was für Beziehungen – auch im Hinblick auf den Altersunterschied – sich Jugendliche begeben. Denn Sexualität ist zwar etwas wunderschönes, kann aber auch viel zerstören.

  6. dass die beziehung zwischen einem aelteren mann und einem jungen maedchen weniger toleriert wird als andersrum, liegt meiner meinung nach daran, dass maenner eher als das aus- und benutzende geschlecht gelten (weil, wie ich oben gesagt habe, deren sexualitaet als zwanghafter empfunden wird ..und ist?). und wenn dann die vermeintlich ausgenutzte noch juenger ist ..(juenger gilt auch allgemein als ausnutzbarer)

    mir ist klar, dass die reaktionen auf pornografie anders waere, „waere es keine“, wuerde also viel offener damit umgegangen.

    aber ich wollte mit meinem absatz aber sagen, dass, obwohl meine eltern mit ihrer sexualitaet vor uns kindern offen umgegangen sind, ich darauf heftig abweisend reagiert habe.

    die frage, warum inzest gegen alle logik und trotz verhuetung noch verboten und vorallem verpoent ist, kann man wohl nur durch eine gesellschaftliche analyse halbwegs beantworten

  7. „Es gibt im Prinzip nur eine Untergrenze: Die der zwei beteiligten Inidviduen. “

    Da muss ich Dir widersprechen. Kinder und viele Jugendliche sind nicht in der Lage, die Tragweite ihrer Handlungen zu verstehen, geschweige denn zu verarbeiten. Natürlich gibt es reifere und weniger reifere Individuen, aber der Schutz der unreifen sollte vorgehen.

  8. Entschuldige, Schwinger, aber dann hast Du den Satz nicht verstanden: Genau darin liegt doch eine mögliche Untergrenze eines beteiligten Individuums – und eben nicht im Gesetzestext.

    der Schutz der unreifen sollte vorgehen.“ Es ist ein Prinzip unserer Rechts-Gesellschaft, die Schwachen bestmöglich zu schützen, aber zugleich die übrigen nur so gering wie möglich dadurch in ihren freiheitlichen Entscheidungen und ihrer Lebensgestaltung einzuschränken. Und vor allem die anderen dadurch nicht in einen rechtsgrauen Bereich zu drängen, was so ziemlich mit jedem 14-jährigen geschieht, der mit einem 13-jährigen Sex hat – heutzutage eher die Regel als die Ausnahme.

    Von daher halte ich die zur Zeit gegebene Rechtslage für ungeeignet, eine Überarbeitung notwendig und genau darum geht es hier.

    Kunigunde, da unterscheiden sich wohl Individuen sehr: Auch ich hatte solche „Gelegenheiten“ und nahm sie eher mit Humor auf. Woran das liegt, wer weiss. Aber ich finde: Besser Ablehnung riskieren als eine fortdauernde Weitergabe der Sexualitäts-Präsents-Tabuisierung von Generation zu Generation. Aber das ist natürlich nur meine ganz persönliche Meinung.

    Allerdings würde mich schon interessieren, warum Du so darauf reagiert hast…

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