Anbahnung einer großen Liebe

Erinnerungen

Marcella

II.

Gefunden

Ich war damals (vor nun über 11 Jahren) Broker für MDT bei einer relativ kleinen Klitsche in Stuttgart. Wir hatten dort so etwas wie eine Gewohnheits-Praktikantin, die zwar unglaublich schön anzuschauen war und über ein 'Fahrgestell' verfügte, das jedem anderen Mann das Wasser im Munde zusammenlaufen liess – aber mich liess diese junge Frau ziemlich kalt, im Gegenteil, ich fand sie war ein oberflächliches, nicht gerade gescheites, aber dafür sehr 'gesprächiges' Wesen.

Eines Tages nun brauchten wir studentische Verstärkung für das Sekretariat. Sie riss auch gleich die Initiative an sich und brachte eine Kommilitonin mit, die sie in der Firma als ihre beste Freundin vorstellte. Nett anzuschauen, eigentlich sympathische Erscheinung – aber ihre Verbindung zu besagter junger Dame machte sie zunächst für mich zu einem Wesen jenes Niveaus, an dem sich auch ihre Freundin zu messen hatte. Auf gut deutsch: Ich hielt sie schlicht und einfach für eine Tussi.

Die Tage vergingen mit Smalltalk mal hier und mal da, die Arbeit der beiden wurde weniger und die beiden widmeten sich zunehmend einem Referat, dass sie für die Uni anfertigen mussten und baten mich das eine und andere Mal (eigentlich sogar stündlich) um meine Unterstützung bei so banalen Dingen wie Textformatierung und ähnlichem. Bis diese junge Frau mich eines Tages mal beiläufig fragte, wo ich denn meine Mittagspausen zu verbringen gedächte. Wir hatten in dieser kleinen Firma keine Kantine, so dass ich meist ausser Haus speiste, und da ich eh an diesem Tag chinesisch essen gehen wollte, fragte ich sie – mehr aus reiner Höflichkeit – ob sie nicht einfach mitgehen wolle. Sie stimmte überraschend begeistert zu und so nahm das Verhängnis seinen Lauf… 😉

Aber wer jetzt glaubt, in großen Schritten, der täuscht sich gewaltig! Wir unterhielten uns sehr gut und wirklich nur bröckchenweise verbesserte sich mein Bild von ihr. Und als dann die Zeit für das Stuttgarter Weindorf näher rückte, das eine und andere Mal das Gespräch darauf kam, lud ich die beiden aus einer Laune heraus einfach ein, mich dahin zu begleiten – für sie übrigens der erste Besuch auf dieser legendären Sause, die mittlerweile sogar schon zum Exportartikel in den hohen Norden, sprich Hamburg avancierte *lach*

Nach den ersten Vierteles (schwäbisches Weinmass) lockerte sich die Stimmung und ich unterhielt mich nur noch mit Marcella, sie sich nur noch mit mir, und die strahlende Schönheit uns gegenüber schmollte immer mehr ob dieser für sie völlig ungewohnten Situation, bis sie denn irgendwann beleidigt das Feld räumte und uns alleine lies (sie schwärzte mich sogar deswegen schon mal vorsorglich wenige Tage später bei Marcellas Mutter an *grins*). Der Abend wurde lang und länger, wir wurden vom Traditions-Büttel mit der Bimmel des Geländes verwiesen, suchten noch das eine Café und die andere bar auf und redeten und redeten und redeten… bis ich sie schließlich zu sehr später Stunde (zum großen Unwillen ihrer Mutter, wie ich später erfuhr) nach Hause brachte… sie wohnte tatsächlich geradezu auf dem Lande 😉

Als ich dann nach Hause kam, fiel mir erst auf, was sich vehement geweigert hatte, mir bewusst zu werden: Ich fand diese junge Frau (sie war schließlich 9 Jahre jünger als ich) ungemein attraktiv, sehr intelligent, sausympathisch und verdammt süß! Was war geschehen? Wie vollzog sich dieser für mich völlig überraschende Wandel? Ich fand keine Antwort, doch anstatt dessen ein Herzpochen wie ich es seit vielen Jahren nicht mehr erlebt hatte…

Die Tage vergingen, mittlerweile verbrachten wir jede Mittagspause gemeinsam, trafen uns mal hier und mal da, auf der Terrasse eines Schwulencafés drückte sie mir eines Nachts ein überraschend gehauchtes Küsschen auf die Wange, mein Herz begann zu rasen, ein Rauschen zog ein in mein Leben und eines Abends, wieder einmal betört durch die Kraft des Weines, küssten wir uns dann ein erstes Mal… so berauscht, dass wir danach nicht mehr wussten, wann das genau war, wo das war und wie genau es dazu kam – es war eine Handlung in einer anderen Welt, sie beamte uns von einer Dimension in die nächste…..

Zwei drei Rendez-Vous später, nach einem furiosen Vorspiel tagelang gesteigerter Lust durch fast ununterbrochene Gemeinsamkeit fielen wir schließlich übereinander her und hatten so wilden Sex, dass selbst meine überaus nachsichtigen Nachbarn mich am nächsten Tag fragten, ob sich denn jemand in dieser Nacht verletzt hätte – dabei sind diese Nachbarn jenseits der achtzig sonst überhaupt nicht solchen 'Spekulationen' zugeneigt gewesen 😉

Wir machten daraus nun in der Folge eine amour fou, eine Affaire brennenden Eises, eine Sucht der Körper, eine Leiden-schaft weissglühender Magnete – denn die Sache hatte einen Haken: Wir waren beide noch gebunden, ich weniger (ich war schon ausgezogen), sie mehr (eine Wochenendbeziehung mit langen Pausen zwischen den Treffen) – eine Sache, die uns hin und wieder doch ein wenig zu schaffen machte 😉

Dann kam dieser Tag, bzw. diese Nacht… schon beim Zusammentreffen war klar, das etwas in der Luft lag – und da kam es auch schon aus ihrem Munde: Sie müsse mit diesem Wahnsinn aufhören, wir dürften uns nicht mehr treffen, sie müsse sich diesem was-auch-immer-das-sei sofort entziehen, das sei nicht richtig, das sei unmöglich, das sei… und wir fingen an zu weinen, beide, weinten über eine Stunde lang, lagen uns in den Armen, von Tränen aufgelöst…. da griff sie zu meinem auf dem Tisch stehenden Telefon, wählte eine Nummer von ausserhalb und erzählte unter Schluchzen eine jungen Mann am anderen Ende der Leitung, dass sie am nächsten Wochenende nicht zu ihm kommen könne, da etwas passierte sei, was sie nicht für möglich gehalten habe – sie habe sich in einen anderen Mann verliebt.

Was nach diesem Telefonat folgte kann man nur mit einer Metapher beschreiben: Über den Wolken…

Ein kleines PSchen am Rande: Viele Jahre später entfuhr Marcella die Erinnerung an den ersten Gedanken, als sie mich in der Firma an meinem Schreibtisch sitzen sah: „O-oh, das wird böse enden…“ 😉

Und Marcellas Mutter liebt mich heute geradezu 😉

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