TV-Tipp: A Woman Called Abé Sada

Liebe fatal

»A Woman Called Abé Sada«

Vox, 00:00h (deutsch, trotz englischem Titel)

(Jitsuroku Abe Sada, Japan 1975)

Regie: Noburo Tanaka

Drehbuch: Akio Ido

Schauspieler: Junko Miyashita (Abe Sada), Hideaki Esumi (Geisha), Yoshie Kitsuda (Kishizos wife), Ikunosuke Koizumi (Detective), Nagatoshi Sakamoto (Osato)

Während in Europa noch unter Lederhose gejodelt wurde, gab es im Land der aufgehenden Sonne längst eine Tradition des Erotikfilms, die hochästhetisiert die Themenkreise Liebe, Sex, Gewalt und Tod zusammenbrachte. «A Woman Called Abe Sada» von Noboru Tanaka ist dafür eines der schönsten Beispiele.

Liebe und Sex als Obsession. Wenn Begehren zur Besessenheit und Verlangen zu Inbesitznahme wird, geraten die normalen Koordinaten des Lebens ins Wanken und werden von der Wucht der Emotionen niedergerissen. Basierend auf einer wahren Begebenheit aus dem Jahr 1936 erzählt Tanaka die Geschichte einer wahnsinnigen Liebe, die sich komplett von der Außenwelt mit ihren Werten und Normen abspaltet und in ihrer Zügellosigkeit auf die Katastrophe zusteuert, die nur Opfer zurücklässt.

Noboru Tanaka erzählt wie später Nagisa Oshima mit »Im Reich der Sinne« die wahre(!) Geschichte der Geisha Abe Sada.



Sada wurde 1936 in Tokio aufgegriffen, als sie mit dem abgeschnittenen Penis ihres Liebhabers durch die Strassen lief. Was sich erst einmal wie ein makaberer Kriminalfall anhört, war das Ende einer obsessiven Amour Fou. Während «Im Reich der Sinne» an dieser Stelle schon fast zu Ende ist, konzentriert sich Tanaka auf die Person der Abe Sada und zeigt cinematographisch eindrucksvoll ihren Schmerz und ihre Trauer.

Die Leistung der beiden Schauspieler ist beeindruckend, ruht doch die gesamte Handlung fast ausschließlich auf diesen beiden Figuren. Ohne jeden Manierismus schlüpfen sie in die Rolle von zwei vor Begierde Verrückten und bringen dabei das äußerst instabile innere Gleichgewicht zum Vorschein. Besonders Junko Miyashitas Darstellung bleibt im Gedächtnis. Reichlich Erfahrung konnte sie im erotischen Film sammeln: in den 70er Jahren war sie einer der bedeutendsten Darstellerinnen in „romano poruno“ und „pinku eiga“-Filmen und schaffte es auch in Arthouse-Produktionen wie z. B. „Himatsuri“ von Mitsuo Yanagimachi. „Romano poruno“ und „pinku eiga“ sind die japanischen Varianten des Softporno-Kinos, wobei die Reihe „Romano poruno“ aus dem großen Nikkatsu-Studio versuchte, die Stoffe mit künstlerischen Anspruch aufzuladen.

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