Den jüngeren Bürgern auf den nackten Arsch

»…ist nicht zu übersehen, dass sich die Parteien alle auf ganz ähnliche Weise in einer kritischen Phase befinden. Überalterung ist dabei das größte Problem. Nur ganz langsam – und das Tempo wird sich vorraussichtlich aufgrund des demografischen Wandels nicht steigern – findet eine Verjüngung der Parteien statt. Das kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich heute junge Leute, anders als in meiner Jugend, von der Politik insgesamt nicht sehr stark angezogen fühlen. Ihr Engagement scheint eher temporär und monothematisch zu sein. Um sie vermehrt an demokratische Parteien zu binden und ihr Interesse an der politischen Mitgestaltung zu wecken, bedarf es auch einer Eneuerung und Öffnung des Innenlebens der Parteien. Ein humane und demokratische und damit pluralistische Gesellschaft braucht Menschen, die sich engagieren. Parteien wirken an der Willensbildung mit, und das ist ja nichts Abstraktes. Demokratie braucht Beteiligung und die geht derzeit dramatisch zurück.

Ich werde immer wieder gefragt, wie man die junge Generation für die Politik gewinnen könne. Die Antwort darauf muss diese Generation selbst geben. Sicher haben wir Älteren, vor allem diejenigen, die aktiv in der Politik stehen, auch die Aufgabe, Vorbild zu sein. Aber wenn die jungen Menschen die Herausforderung nicht annehmen und die Selbstverantwortung für ihre Zukunft nicht spüren, wird das Folgen haben, und zwar für ihr eigenes Leben. Unsere Pflicht ist es, unmissverständlich darauf aufmerksam zu machen – und auch Rat zu geben, wann immer guter Rat gefragt ist.«

(Mal gespannt wer – mal abgesehen vom klaren Inhalt – sich denken kann, wer das geschrieben hat. Kleiner Tipp: Es war (und ist) ein Mann der es keinem Recht machen konnte – erst recht weil er etwas getan hat was man nicht so mag: Er hat etwas getan, sogar grundsätzliches. Im Gegensatz zu Vorgänger und Nachfolger.)

-> Gesellschaftliches<

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10 Gedanken zu “Den jüngeren Bürgern auf den nackten Arsch

  1. Mh..ich trau mich einfach mal: laut deiner Endbeschreibung und irgendwie aufgrund der doch sehr demonstrativen (bisschen predigenden) Wortwahl: Schröder?!

    Und nur nebenbei: ich gehöre wohl zu dieser Generation. Es ist nicht so, dass ich mich nicht für Politik interessieren würde, doch der Anreiz mich dafür einzusetzen ist Mangelware. Bekommt man doch schon von klein auf mit, dass „die Politiker da, sowieso nichts gescheites machen und wenn sie was schaffen, machen sie's wie sie's wollen“.

    Und der angesprochene „gute Rat“ ist wohl des öfteren teuer. Ich habe in meine (Pisa-) Generation, niemanden kennengelernt, der so eine „Vorbildfunktion“ erkennt, geschweige denn durch dessen Verhalten dazu ermutigt wird, selbst eine solche Person zu werden.

    Der fehlende Elan „könnte“ an den negativen Vorstellung der eigenen Zukunft der jüngeren Bürger liegen. Denn: wozu, wofür eintreten, wenn sowieso schon alles verloren?!

    So und bevor ich mich jetzt hier noch weiter auslasse „Gute Nacht!“ 😉

  2. Tja, ich hatte schon des öfteren mal Lust darauf verspürt, mich politisch zu engagieren. Mir war aber, nach reiflichem Überdenkens, der Aufwand zu groß, eine neue Partei zu gründen bzw. eine neue Bewegung ins Leben zu rufen. Einfach deshalb, weil es in Dtl. keine Partei gibt, in der ich mich wirklich aufgehoben fühlen würde.

    Selbst die Liberalen, die meinen politischen Ansichten noch am nächsten kommen, sind mir zu konservativ und zu bürgerlich opportun.

    Vielleicht hätte ich statt Freude sowieso nur mehr Probleme in der Politik, mit meinem hedonistischen Gedankengut bin ich es gewohnt, vielfach allein auf weiter Flur zu stehen – in der Politik zählen allerdings Mehrheiten.

    Naja, aber noch ist ja nicht aller Tage Abend

  3. ich denke auch das die äußerung von mr. gazprom stammen…

    aber politiker sind auch immer weniger wirkliche leitbilder, früher(üärgh…das fühlt sich so alt an…)gabs noch wirklich kontroverse debatten, auch innerhalb der parteien, da wurden zwar auch stühle angesägt, aber weniger heimlich und intrigant…und jetzt folgt ein outing, das schwerer fällt als offen ein bild ins netz zu stellen,…wehner, brandt, schmidt, die hatten profil…okay, der amigo auch, aber das war und ist weniger meine fraktion…aber auch die einfachen abgeordneten hatten einen beruf, schau dir doch mal heute den querschnitt an…juristen, beamte, pädagogen…von der jungorganisation über uni in die politik…das erscheint dann doch recht schnell lebensfremd…selbst die grünen (die haben meine allererste stimme 1984 bekommen) mutieren langsam in die gleiche richtung…schau dir den trittin an, oder die westerwelle, den koch(würg), dessen brei ich nicht auslöffeln möchte oder den gabriel, ein westentaschenstrauß…noch ein mann ohne hals…

    dazu, wie schon so klug von j. bemerkt, diese ungute patt-situation…diese große koalition in der so vieles feststeckt…und es immer mehr um opportunismus geht, ganz gleich, das wir wieder an einen punkt kommen, in dem arme früher sterben, schlechtere bildungschancen haben und ihnen damit ein aufstieg innerhalb der gesellschaft verwehrt bleibt…es ein prekariat gibt, was alle für so ungefähr 5 minuten aufschrecken läßt, um dann wieder alle zurück zu sinken in den sofa-mief mit volksverdummung…

    die dann wirklich nicht mehr weiter wissen, außer, das sie die noch großen parteien nicht stützen mögen und dann sich verteilen…

    hatten wir das nicht schon? das wäre dann mein deja vu…ich glaube, es wird wirklich zeit, dass mal wieder jemand den mont ventoux besteigt….und nicht mit schrifttafeln hinabsteigt, sondern mit einer großen portion vernunft und einer luziden idee…

  4. abgesehen davon, daß ich ähnlich tippe, meine ich, daß dieses 'wehklagen' über das politische engagement der jugend so alt ist wie die jugend selbst.

    insofern nichts neues. allerdings haben sich in den letzten 60jahren die gesellschaftspolitischen und kulturellen rahmenbedingungen (nicht die politikerInnen) doch ebenso geändert wie der verkaufscharakter von politik…

    mensch darf (und soll) jedenfalls weiterhin darüber nachdenken….

  5. Was erwarten wir denn eigentlich auch? Bekommt nicht ein Volk die Politik und die Politiker, die es verdient? Ich behaupte mal ketzerisch, dass mindestens drei Viertel der Deutschen ängstliche, kleinkarierte und völlig Habenorientierte Spießer sind. Charaktere, die dieses Wirtschaftsystem mit ihrer Leistungsethik so stark verinnerlicht haben, dass sie darum nur konservative und (genau wie sie selbst) nur zurückschauende und an althergebrachten Thesen festhaltende Poltiker dulden. Politiker, die ihnen das Gefühl geben, keinen Verlust an ihrem Status und ihrem Wohlstand zu erleiden. Dabei sind sie dumm genug (und/oder wollen es nicht wahrhaben), zu begreifen, dass sich in der entwickelnden Kapitalgesellschaft die Mittel immer zu ungunsten der Mehrheit verflüchtigen. Sie sind wie Spieler, die glauben, gegen die Bank gewinnen zu können. Darum haben Querdenker, Leute mit innovativen Visionen, erst gar keine Chance, Politik zu betreiben.

    Ebenso sind die so oft gescholtenen Politiker doch auch nur ein Produkt dieser Habenorientierten Mentalität. Im Prinzip arbeiten sie wie Einmannunternehmen, die ständig darauf bedacht sind, ihren Status und ihren Wohlstand zu wahren und zu mehren. Aus diesem Grunde gehen sie keine Risiken ein, werden korrupt und opportun.

    In einer Habenorientierten Gesellschaft gibt es kein Loslassen, kein Experimentieren, wie man es an den halbherzigen „Reförmchen“ ja bestens ersehen kann. Dazu kommt, dass dieses Land in Wahrheit von Verbänden und (ihren) Juristen regiert wird.

    Wenn nicht Neid und Gier so vorherrschende Eigenschaften dieser Gesellschaft wären, wäre es ja vielleicht gar nicht so schlimm, dass wir bald alle dem „Prekariat“, sprich der „Unterschicht“, angehörten. Es würde uns ja vielleicht nachher wieder ganz gut gehen, denn wir müssten mit reichlichen finanziellen Mitteln ausgestattet werden, um zu konsumieren und somit dem Verkaufsbedarf, der den Wenigen unter Kontrolle stehenden Wirtschaft, zu entsprechen.

  6. Nun aber Ironie beiseite. Eigentlich könnte alles so einfach sein. Wenn nur mal ein Politiker den Mut und die Courage hätte, ein ausgeprägtes Krisenbewusstsein zu entwickeln und erkennen würde, dass diese hochentwickelte Industriegesellschaft durch ihre innovativen Technisierungen und Automatisierungen, sich ihrer menschlichen Arbeitsplätze selbst entledigt und es darum gar kein Makel sein kann, wenn Arbeitskräfte einfach nicht mehr vonnöten sind. Dann könnten wir uns zu einer Gesellschaft der „glücklichen Arbeitslosen“ entwickeln. Es gäbe dann allerdings keine stigmatisierten „Arbeitslosen“ mehr, sondern nur noch selbstbewusste, mündige Menschen, die entweder ihre Erfüllung in der Gestaltung ihres Lebens, in gemeinnützigen, in künstlerischen oder in häuslichen Aufgaben sehen oder sich weiterhin in Jobs verwirklichen wollen – aber dann mit wirklichem Enthusiasmus und nicht aus dem Zwang heraus, Geld verdienen zu müssen. Das hieße natürlich auch, dass eine neue soziologische Begründung dahingehend erschaffen werden müsste, dass z.B. die menschliche Selbstverwirklichung von der Lohnarbeit getrennt würde, um die psychische Verelendung weiter Kreise der Bevölkerung zu verhindern.

    Uns und unseren Politikern muss schnellstens klar werden, dass der Wohlstand eines Landes eigentlich der Wohlstand aller Bürger und Bürgerinnen ist…

  7. @hedo: sehr klar und knackig auf den punkt gebracht.

    kennst du eigentlich Andre Gorzs? oder Die Bestie Mensch?

    wie die hündchen drauf gedrillt vor dem kapital männchen zu machen oder stöckchen zu holen, weil…“Arbeitsplätze“…

    an Universtäten, die mehr zu Lehranstalten mutieren, geistes- zugunsten der naturwissenschaften beschneiden, weil weniger profit…

    und sonst…unterschreibe ich gerne ein beitrittsformular wenn du eine hedonistische partei gründest. denn arm ist doch relativ. ich habe wenig geld, reichlich familie und bin reicher als manch ein pfeffersack…

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