Avantgardistische Pornografie?!

Profanisierung

»[…] Letzte Möglichkeit der befreienden Profanierung: die avantgardistische Pornografie. Hier geht es Agamben um einen neuen möglichen Gebrauch der Lust, «der nicht die Lust des Partners betrifft, sondern einen neuen kollektiven Gebrauch der Sexualität». Traditionellerweise – etwa bei Adorno – hat sich der intellektuelle Utopismus aus letztlich sehr bildungsbürgerlichen Quellen gespeist, insbesondere aus der ästhetischen Erfahrung von Kunstwerken. Mit Agamben tritt er in ein surrealistisches Stadium des Abstrusen. Wollknäuel, Kunstporno und eine neue Praxis des Exkrements: Vom revolutionären Gestus bleibt nur Schrillheit. Die kritische Theorie entdeckt ihren John Waters.

Das ist umso bedauerlicher, als auch «Profanierungen» interessante Betrachtungen enthält. Das Kapitel über die Begriffsgeschichte des Wortes «speziell», in dem Agamben aus der Etymologie von «Spezies» eine Theorie des Narzissmus zaubert, ist faszinierend. Seine pointierten Bemerkungen zur Literatur der italienischen Renaissance sind nicht weniger inte- ressant. Wenn der wendige und breit gebildete Philologe seinem Stammgeschäft nachgeht, ist er stets brillant. Agambens überzogene Pose, sein «seinsgeschichtliches» Pathos hat im Grunde etwas Dandyhaftes. Man wäre gut beraten, ihm die Rolle des apokalyptischen Predigers nicht abzunehmen. Gut möglich, dass er die Heerscharen, die seinen Prophetien lauschen, nicht ganz ernst nimmt.«

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