Rollenspielfrage

»Chronik eines angekündigten kleinen Todes«

oder

„Kann eine zuvor erbetene Vergewaltigung eine selbige werden und doch zugleich lustvoll sein?“

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16 thoughts on “Rollenspielfrage

  1. ich finde es schwer, zwischen vergewaltigung und rollenspiel eine grenze zu ziehen.

    denn wenn es dem „opfer“ gefällt und es dabei lust empfindet, es sogar weiß, dass es passiert, dann ist es doch schon wieder eine art rollenspiel.

    und ohne stopsignal verlangt es sehr, sehr viel vertrauen, denn ich denke nicht, dass es dabei zu ernsthaften verletzungen kommen soll oder dingen, die der andere hundertprozentig verabscheut.

    ich würde es fast als eine härtere art des rollenspiels beschreiben, mit regeln, die dem einem jede freiheit lassen, den anderen gnadenlos degradieren.

    ~ bonds

  2. Als etwas Erbetenes ist es streng genommen wohl keine waschechte Vergewaltigung mehr.

    Um klarzustellen, was es denn nun ist, müsste man versuchen zu definieren, was überhaupt eine Vergewaltigung ausmacht. Ein Versuch:

    Im Allgemeinen sind es einem Opfer aufgezwungene sexuelle Akte. Ob es bei Gewaltandrohung bleibt, ob das Opfer misshandelt wird bzw. in welchem Grad, ob ihm der Tod angedroht wird oder das Verbrechen mit Mord endet, kommt wohl auf den Täter an.

    Der Unterschied hier ist und bleibt der Charakter eines Spieles, das ich ähnlich wie bonds definieren würde.

    Außerdem, wenn dem Täter etwas an seiner Freiheit oder an seinem Opfer liegt und je nachdem wie viel Leid er moralisch verantworten kann, wird die Konsequenz wohl nicht der Tod des Opfers sein…

    Ich will dazu noch ein paar Worte mehr verlieren, muss dies allerdings auf einen späteren Zeitpunkt verschieben…

  3. Ich glaube, das liegt daran, wie wir „Vergewaltigung“ definieren. Für mich ist das gewaltsam erzwungener Sex, egal, ob dazu vorher zugestimmt wurde, ob abgesprochen wurde, wie man sich bei Problemen verhält oder nicht. Gewalt bleibt Gewalt.

    Wenn wir aber sagen, es sei keine, sondern nur gespielt, dann ist es ohnehin nur gespielt, auch wenn es auf die riskante „no safe words“ – tour gemacht wird.

    Denn dann hat man ja ebenfalls vorher ausgemacht, wie es läuft.

    M.E. hilft das Stoppsignal auch dem „Vergewaltiger“, sich nicht zu sehr zurückzunehmen. Hat man sich darauf geeinigt, voll auf Risiko zu gehen, will der ja keine bleibenden psychischen oder physischen Schäden hinterlassen und bleibt daher vorsichtiger, als wenn er weiß, daß sein Opfer schlimmstenfalls abbrechen kann.

    Wenn vorher beide eine Vergewaltigung wollten, ist das eventuell enttäuschend, denn eigentlich ist ja Rücksichtlosigkeit gefragt.

    Demnach wäre die vorher vereinbarte Vergewaltigung ohne „Safe Word“ sogar noch mehr Rollenspiel als die mit.

    Oder war für Dich sowieso schon „Nein“ die Antwort auf die Frage und Du wolltest nur sehen, was wir schreiben ?

  4. Vertrauen, die Frage komt zurecht auf. Im ersten Moment ist inder Tat das Vrtrauen zum „Täter“ wichtig, aberim Anschluss muss dieser eben auch wissen können, dass sich das „Opfer“ nicht gegen ihn wendet und es offiziell als reale Tat verkauft.

    In meiner Tätigkeit als Praktikant bei verschiedenen Zeitungen, musste ich leider feststellen, dass immer mehr Vergewaltigungen erfunden werden und das nicht nur aufs Fernsehen beschränkt ist.

    Es bleibt aber nach wie vor weit hinter den tatsächlichen Delikten zurück.

  5. Von einer Vergewaltigung (veraltet: Notzucht) spricht man dann, wenn eine Person eine andere Person gegen ihren Willen unter Anwendung oder Androhung von Gewalt oder durch das Ausnutzen einer hilflosen Lage zum Geschlechtsverkehr oder anderen Handlungen mit sexuellem oder sexuell motiviertem Charakter zwingt.

  6. Ich kann mir kaum vorstellen, dass es viele Menschen gibt, die wirklich alles gerne über sich ergehen lassen – es wird also fast immer irgendetwas geben, wozu man sie oder ihn zwingen müsste. Erwünscht: ja, jedoch im Sinne einer aufgezwungen sexuellen Gewalttat – meiner Meinung spräche man hier immer noch von Vergewaltigung.

    Und wenn den 'Täter' diese Art sexuellen Stimuli erregt, ist es wohl möglich, dass dies ihm auch noch Lust bereitet, obgleich es vom 'Opfer' erbeten ist. Aber das kommt, wie immer, ganz auf das Individuum an.

  7. Ich bin für „ja, selbstverständlich kann das sein, aber….“

    Lassen wir doch für das „ja, selbstverständlich…“ einmal die allzu ernsthaften, beängstigenden oder gar kriminogenen Aspekte beiseite und interpretieren die Frage viel romantischer. Ganz im Sinne von „bonds“ weiter oben.

    Beispiel: Zwischen zwei Personen ist als Rollenspiel eine V. vereinbart. Das „Opfer“ ist wehrlos fixiert. Soweit, so erregend. Nun ruft die aktive Person „Überraschung!“ und holt eine dritte Person hinzu. Damit hat das Opfer nicht gerechnet. Das geht über die ursrüngliche Vorstellung des Opfers hinaus, damit ist es nicht einverstanden. Doch aller Widerstand ist zwecklos, es kommt zu sexuellen Handlungen durch die dritte Person. Nichts wirklich Gefährliches, aber immerhin gegen den Willen des Opfers, nicht vorab geklärt und damit als Vergewaltigung zu bezeichnen. Für mich dennoch vorstellbar, dass das „Opfer“ gefallen daran finden kann. Sehr gut vorstellbar sogar 🙂

    Soweit das Beispiel. Denkbar sind auch andere Szenen.

    Insofern kann eine (unerwartete) Überschreitung von Grenzen auch schon innerhalb eines Rollenspiels eine Art von Vergewaltigung sein, die entweder zum Lustgewinn führt – oder zur Trennung des Paares. Ich persönlich bin für Lustgewinn. 😉

    Wohlgemerkt – und jetzt kommt das „…aber…“ – kommt es darauf an, in welchem Rahmen man sich bewegt – auf das individuelle Empfinden der angewandten Gewalt. Dass gemäß der Fragestellung aus Spaß echter, blutiger Ernst wird und gleichzeitig lustvoll ist, dazu findet man bei http://www.frauennotrufe.de: „Eine Vergewaltigung erfolgt immer gegen den Willen des Opfers. Sie wird nicht als lustvoll sondern als lebensgefährliche Bedrohung mit akuter Todesangst erlebt.“ Gewalt und Lust schließen sich hier also gegenseitig kategorisch aus. Und so sehe ich das auch.

  8. Ich wärme eigentlich ungern beendete Diskussionen wieder auf, aber dieses Thema finde ich zu interessant, um nichts dazu zu sagen. Ich fange mal mit dem Ausgangszitat an:

    „Kann eine zuvor erbetene Vergewaltigung eine selbige werden…“

    Juristisch gesehen: Ja. In dem Moment, in dem das tatbestandsausschließende Einverständnis des Opfers wegfällt – und der Täter dies erkennt, also auch vorsätzlich handelt – liegt eine Vergewaltigung vor, ganz egal was vorher besprochen war. Natürlich kann man sich vor Gericht lange darüber streiten, ob der Täter erkannt hat, dass das Opfer wirklich nicht mehr wollte. Aber hier geht es ja wohl nicht um die prozessuale Durchsetzbarkeit.

    „…und doch zugleich lustvoll sein?“

    Das läuft auf die Frage hinaus, ob etwas, dass du nicht willst, dir dennoch Lust bereiten kann. Wir reden hier nicht von „nicht wollen“ im Sinne von „es für moralisch falsch halten aber aus lauter Geilheit doch machen“. Wir reden hier von „nicht wollen“ im Sinne von „wenn es in meiner Macht stünde, würde ich es sofort beenden“. Für mich persönlich kann ich das klar verneinen. Aber die Aussage ist nicht zwingend paradox. Ich habe jedoch das Gefühl, dass eine gehörige Portion Selbsthass dazu gehört.

  9. Bist Du das, Nadine? (diese Frage wurde mir eben nicht nur einmal gestellt, also entschuldige wenn ich mich im Adressaten irre – es wäre aber durch dieses 'ich' eh nicht mein allein verursachter Irrtum *lach*)

    Du stehst nicht alleine mit dieser Spannung zwischen Reiz und Angst. Und irgendwie kann ich das auch ziemlich gut nachvollziehen. Allerdings von einer 'Täter-Warte' aus, so gefährlich das nun auch klingen mag… denn mein Credo wäre weniger, 'Täter' zu sein, sondern eher konsequenter Vollstrecker in der Durchführung dessen, was vorher erwünscht wurde.

    Natürlich besteht dabei die Gefahr, über vorgedachte oder währenddessen auftauchende Grenzen weit hinaus zu stossen. Aber die Verantwortung dafür müssten sich dann eben 'Täter und Opfer' gleichermassen teilen, meiner Meinung nach.

    Wie heißt es so schön: Wer sich in Gefahr begibt…

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