Henry Miller

?Beim St?bern an einem Kiosk fiel mir ein amerikanisches Taschenbuch in die H?nde ,,The tropic of cancer“, der ,,Wendekreis des Krebses“ von Henry Miller. Ich bl?tterte darin und wurde neugierig. Hier traf ich auf eine Literatur, wie ich sie bisher nie gelesen hatte. Der Versuch eines Menschen, sich so splitternackt darzustellen, wie er wollte, ohne R?cksicht auf die Tabus der Gesellschaft. Faszinierend die Sprache und die geistige Freiheit, die aus dem Buch sprach. Ich sp?rte bei ihm das, was ich bisher in meinem Leben verdr?ngt hatte.

Ich hatte mir bis dahin oft bei Problemen die Frage gestellt: ,,Wie kann ich mich richtig und gut verhalten?“ und hatte in der Hoffnung, darauf eine g?ltige Antwort zu finden, viele B?cher gelesen, Philosophen und Theologen studiert.Viele Jahre war der kategorische Imperativ von Kant meine Handlungsmaxime: „Handle so, dass die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten k?nne „.

Bei Miller fand ich eine mich zun?chst schockierende , dann aber einleuchtende Antwort: ,,That?s all bullshit.“ Das ist alles Schei?e.

Die Begegnung mit dem Werk Millers fiel in eine Zeit, in der meine vitalen Bed?rfnisse nach Nahrung und Wohnung erf?llt waren, ebenso meine Bed?rfnisse nach einer Rolle und mein Bed?rfnis nach einem Status innerhalb der Gesellschaft. Nach Maslow tritt nach Erf?llung dieser Bed?rfnisse das Bed?rfnis nach Selbstverwirklichung in den Vordergrund. Es bedeutete f?r mich, dass ich mir eines inneren Kerns meiner Pers?nlichkeit bewu?t wurde, der nicht abh?ngt von Rolle und Status und der mich unverwechselbar als ein einzigartiges Individuum erleben lie? .

Ich f?hlte mich wie der Wanderer, von dem in einer persischen Fabel erz?hlt wird, dass er mit unn?tigem Ballast durch die W?ste zog und schlie?lich eine Last nach der anderen abwarf

Nach dem Abwerfen einiger ideologischer und traditioneller Lasten f?hlte ich mich frei, um mich neuen Herausforderungen des Lebens auszusetzen und meine Lebensm?glichkeiten zu erweitern.

Wichtig wurde mir eine Parabel des Zen:

Der Meister Dogan wurde gefragt: ,,Meister, ich m?chte leidfrei und erf?llt leben k?nnen, ?ber Leben und Tod hinaus gehen. Sagt mir, was soll ich nur tun?,,Dogan sprach: ,,Hast du schon gefr?hst?ckt?,, Der M?nch sagte :Ja .! Darauf Dogan: ,,Dann geh und wasch Deine E?schale aus“.

Miller befreite mich aus dem Elfenbeinturm, in den ich mich seit meiner Sch.eit begeben hatte, mit Mauern aus B?chern, die mich umgaben und vom Chaos des Lebens abschirmten. Ich lebte in der Sicherheit eines b?rgerlichen Lebensgef?hls, sp?rte aber, dass es Alternativen zu diesem Leben gab.?

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7 thoughts on “Henry Miller

  1. das buch steht bereits auf meiner liste [und im regal meiner mutter ~ muss ich mir gedanken machen?].

    wobei ich eher anais nin mag, die ja damals eine gute bekannte [und auch mehr] millers war.

    schönen abend noch ^

    ~ bonds

  2. »Henry, June und ich« by Anaïs Nin – Absolut empfehlenswert, bonds! 😉

    Eigentlich hat dieses Buch sogar ein wenig mich verändert… und ist ein sehr wichtiger Schlüssel zum Verständnis Henry Millers' Werke.

  3. so, ich habe es aus dem regal meiner mum entwendet *s*

    vielleicht kommt ich heute abend zum reinschnuppern, nur erstmal habe ich leider genug andere sachen zu lesen […]

    aber die bücher von fräulein nin [kenne bisher nur delta der venus und die verborgenen früchte] werde ich mir nach und nach besorgen. ich finde ihre schreibart so interessant…irgendwie leise, aber sehr, sehr aussagend.

    *richtung amazon.de abschweife*

  4. Wie passend:-)

    lese gerade zum 2. Mal wieder den“Im Wendekreis des Krebses“ und noch ein paar andere Werke Millers. Nachdem ich das letzte Lesen der Bücher schon über 10 Jahre her ist (damals mit 18, ach ja), ist es schon interessant, hier die Bücher mit dem Blickwinkel von damals (18) und heute (29) zu vergleichen. Damals hatte ich auch die Aussage ,,That’s all bullshit.“ sofort nach dem Buch unterschrieben. Wenn ich jetzt jedoch die Erfahrungen der letzten zehn Jahre dazunehme, sehe ich hier in dem Buchdie Beschreibung eines Lebens, welches aus mangelnder Disziplin und fehlender Lebensperspektive sich daher immer nur um die Befriedigung der Instinkte dreht. -> Daher würde da wohl eher als zweite Überschrift passen „Das Tier Mensch“

    RFC

  5. Ich kann mich dem letzten Kommentar in seiner Intention anschließen, auch wenn ich Millers Buch nicht kenne.

    Was mir noch einfällt: Universelle Normen wie der Kategorische Imperativ gelten, egal ob man sie für Bullshit hält oder nicht. Sie machen unser Menschsein aus. Jede Hingebung an die eigenen Instinkte ist eine rationale Entscheidung; wir können unserer Vernunft nicht entrinnen.

    Wenn ich beschließe, wie ein Tier über meine Freundin herzufallen, ist das ein zutiefst rationaler Akt. Daran kommt man nicht vorbei.

  6. Ihr habt beide recht – aber auch nicht. Denn diese beiden Betrachteungsweise widersprechen sich nichtnichten, auch wenn es auf den ersten Blick erscheint: Sie ergänzen sich. Denn der Mensch ist (und bleibt!?!) bei allem was er sich wünscht beides: Gott und Tier.

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